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13.4 Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes
Liebe, die handelt – Das Gesetz im Herzen gelebt
Lies Matthäus 23,23–24. Was ist „das Wichtigste im Gesetz“? Lies 5. Mose 5,12–15 und Jesaja 58,13–14. Wie zeigen diese Abschnitte die Beziehung zwischen dem Gesetz (insbesondere dem Sabbatgebot) und Gottes Sorge um Gerechtigkeit und Befreiung?
Die tiefste Dimension des Gesetzes Gottes ist nicht gesetzlicher Gehorsam im engeren Sinn, sondern Liebe – gelebte Liebe. Diese Liebe ist keine bloße Emotion, sondern zeigt sich konkret im Handeln – im täglichen Leben, in unseren Entscheidungen, im Umgang mit anderen. Paulus bringt dies in Römer 13,8–10 unmissverständlich auf den Punkt: „Wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.“
Diese Liebe fasst die Gebote zusammen, weil sie das Ziel ist, auf das sie alle hinauslaufen: den Mitmenschen mit derselben Fürsorge, Achtung und Barmherzigkeit zu begegnen, wie wir sie selbst erfahren möchten. In Galater 5,14 wird dies bestätigt: „Das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘“
Doch was für eine Liebe erfüllt das Gesetz wirklich?
Jesus selbst gibt uns in Matthäus 23,23 eine klare Antwort: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glaube – das sind „die wichtigeren Dinge des Gesetzes“. Es geht also nicht nur darum, das Gesetz formal zu halten, sondern den Geist des Gesetzes zu leben. Dort, wo diese Eigenschaften fehlen, ist das Gesetz nur Hülle ohne Herz.
Der Sabbat – oft als „nur“ zeremonielles Gebot verstanden – wird in 5. Mose 5 und Jesaja 58 mit sozialen, befreienden und gerechten Handlungen verknüpft:
  • 5. Mose 5 erinnert an die Befreiung Israels aus Ägypten. Der Sabbat wird damit zum Zeichen göttlicher Erlösung – nicht nur für Israel, sondern für alle, die in Unfreiheit leben.
  • Jesaja 58 verbindet die Sabbatheiligung mit einem Aufruf zur sozialen Gerechtigkeit: Hungrige speisen, Obdachlose aufnehmen, das Joch der Unterdrückung brechen.
Diese Abschnitte machen deutlich: Wer den Sabbat richtig versteht, wird auch für Freiheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit eintreten. Liebe, die das Gesetz erfüllt, ist aktiv, konkret und mitfühlend. Sie zeigt sich nicht nur in dem, was wir nicht tun (keine Sünde begehen), sondern auch – und vielleicht noch mehr – in dem, was wir tun: Gutes tun, wenn es in unserer Macht steht.
Fazit:
Gottes Gesetz ist nicht nur ein Maßstab für das, was man lassen soll, sondern ein Aufruf zu einer Lebensweise, die von Liebe, Mitgefühl und Engagement geprägt ist. Es geht nicht nur darum, nicht zu lügen oder nicht zu stehlen – es geht darum, Wahrheit zu fördern, zu teilen, zu helfen, zu heilen.
Wer liebt, erfüllt das Gesetz – weil er lebt, wie Gott liebt.
Die Verbindung zwischen dem Thema „Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes“ und unserem Alltagsleben und Glauben ist tiefgreifend und hochrelevant. Denn was Paulus, Jesus und die Propheten sagen, ist nichts Abstraktes – es betrifft unsere täglichen Entscheidungen, unsere Haltung und unsere Beziehungen.
🔹 1. Liebe im Alltag – das Gesetz praktisch leben
Im Alltag begegnen wir unzähligen Situationen, in denen sich zeigt, ob wir das Gesetz aus Liebe erfüllen:
  • Wenn wir jemandem vergeben, statt nachtragend zu sein – leben wir Barmherzigkeit.
  • Wenn wir ehrlich und transparent handeln, auch wenn es uns Nachteile bringt – leben wir Wahrheit.
  • Wenn wir uns Zeit für andere nehmen, zuhören, helfen, mittragen – leben wir Nächstenliebe.
  • Wenn wir den Sabbat bewusst gestalten, nicht nur als Ruhetag, sondern als Tag der Freude, Gerechtigkeit und Gemeinschaft – ehren wir Gottes Willen.
Jedes Gebot kann so zur Gelegenheit der Liebe werden – nicht aus Zwang, sondern weil Gottes Geist uns dazu befähigt.
🔹 2. Glaube, der sichtbar wird
Unser Glaube an Jesus Christus ist nicht nur eine innere Überzeugung – er wird sichtbar durch Taten der Liebe:
„Der Glaube ist durch die Liebe tätig.“ (Galater 5,6)
Das bedeutet: Glaube, der nicht in Liebe sichtbar wird, ist unvollständig. Es reicht nicht, theologisch korrekt zu denken – wir sollen wie Christus handeln. Das Gesetz wird nicht nur „eingehalten“, sondern gelebt, weil es in unser Herz geschrieben wurde (Jeremia 31,33).
🔹 3. Der Sabbat – ein Tag der gelebten Liebe
Auch der Sabbat wird zu einem Spiegel unseres Glaubensalltags:
  • Wie verbringen wir ihn?
  • Ist es ein Tag der Ruhe nur für uns selbst?
  • Oder wird er zum Tag, an dem wir Familie stärken, Menschen dienen, anderen Gutes tun, uns mit Gott verbinden?
In Jesaja 58 zeigt Gott, dass echter Sabbatdienst mit Gerechtigkeit, Teilen und Mitgefühl verbunden ist. So wird der Sabbat zum Übungsfeld für das ganze Leben.
Fazit für unseren Alltag und Glauben:
  • Liebe ist der Maßstab. Nicht der Buchstabe des Gesetzes allein, sondern die Liebe bestimmt, wie wir handeln sollen.
  • Das Gesetz gibt Richtung. Es hilft uns zu erkennen, wie Liebe konkret aussieht – in Ehrlichkeit, Treue, Mitgefühl und Gerechtigkeit.
  • Der Glaube motiviert. Wir tun das Gute nicht, um Gott zu gefallen – sondern weil wir von ihm angenommen sind.
  • Der Alltag wird zum Ort der Anbetung. Jeder Moment, in dem wir aus Liebe handeln, ehrt Gott und macht unseren Glauben sichtbar.
„Denn die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“ (Römer 13,10)
🕊️ Möge unser Leben ein Spiegel dieser Liebe sein – jeden Tag.

Wahre Liebe zeigt sich nicht nur im, was wir unterlassen, sondern in dem, was wir aus Liebe tun. 

 

 

Illustration:
Der Regen prasselte sanft gegen das Fenster, während Miriam ihre Teetasse in den Händen hielt. Es war Samstagmorgen – Sabbat – und obwohl sie seit Jahren kein Gemeindemitglied mehr war, hatte sich dieser Tag tief in ihre Seele eingebrannt. Kein Termin, keine E-Mails, kein Rennen durch Supermärkte. Nur Stille. Nur Fragen.
Seit Wochen arbeitete sie in einer Notunterkunft in der Innenstadt. Es war nicht geplant gewesen. Eigentlich wollte sie nur einmal Kleidung spenden. Doch da war diese Frau mit dem zerzausten Kind auf dem Arm, deren Augen mehr sagten als tausend Predigten. Etwas in Miriam hatte sich verändert. Ein Ruf, leise, aber unüberhörbar: „Liebe deinen Nächsten…“
An diesem Morgen lag ihre Bibel offen auf dem Küchentisch. Der Text in Matthäus 23,23–24 ließ sie nicht los: „Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr gebt den Zehnten… aber das Wichtigste im Gesetz habt ihr ausgelassen: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glauben.“
Sie schloss die Augen. Das war es. Nicht Regeln abhaken. Nicht das Gesetz zählen. Sondern es leben.
Der Duft von Zimt und altem Papier stieg aus dem Buch auf, als sie weiterblätterte. In 5. Mose stand: „Gedenke des Sabbattages… denn du warst ein Knecht in Ägypten, und der Herr hat dich befreit.“ Und Jesaja sprach: „Wenn du den Hungrigen speisest und das Joch zerbrichst… dann wird dein Licht aufgehen.“
Sie erinnerte sich an Rashid, den syrischen Jungen, der seit zwei Wochen jeden Tag in der Suppenküche auftauchte. Er sagte kaum ein Wort, aber wenn sie ihm beim Servieren zulächelte, lächelte er zurück. Liebe, die handelt, dachte sie. Nicht groß. Nicht laut. Aber echt.
Am Nachmittag ging sie wieder los, vorbei an eiligen Passanten, an Schaufenstern mit Rabatten und Menschen, die in ihre Bildschirme starrten. Sie aber hatte einen anderen Blick: einen Sabbatblick. Einen Blick der Freiheit. Der Gerechtigkeit. Der Barmherzigkeit.
Im Gemeindehaus roch es nach Linsensuppe und Seife. Zwei neue Gesichter heute. Eine ältere Frau, blass, mit zitternden Händen. Ein Mann mit einem Hund, beide durchnässt.
„Du bist wieder da“, sagte Jonas, ein ehemaliger Banker, der seit seiner Kündigung als Freiwilliger half. „Ich glaube, das ist Liebe.“
Miriam lächelte. Vielleicht war es das. Kein großes Wort. Kein göttlicher Blitz. Nur ein Herz, das hörte – und Hände, die gaben.
Am Abend schrieb sie in ihr Notizbuch:
Wer liebt, erfüllt das Gesetz. Nicht, weil er muss – sondern weil er sieht, was Gott sieht. Und weil er sich weigert, wegzusehen.
Draußen hatte der Regen aufgehört. Der Himmel war klar.
Und irgendwo, zwischen Topflappen und Trostwörtern, war Gott spürbar gewesen – lebendig, gegenwärtig, mitten im 21. Jahrhundert.