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11.4 Christi Gleichnis vom Weinberg
Die größte Liebe – Gottes ultimatives Opfer
Lies Matthäus 21,33–39 mit der Frage aus Jesaja 5,4 im Hinterkopf. Was könnte Gott noch mehr tun als das, was er getan hat?
Das Gleichnis in Matthäus 21,33–39 ist eine direkte Fortsetzung der Botschaft aus Jesaja 5,4: „Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm?“ Gott hatte sein Volk mit allem versorgt, doch anstatt treue Früchte hervorzubringen, lehnte es ihn ab – bis hin zur Tötung seines eigenen Sohnes.
Diese Geschichte zeigt die geduldige Liebe Gottes. Er sandte seine Propheten, um sein Volk zurückzuführen, doch sie wurden geschlagen und getötet. Schließlich sandte er seinen Sohn, in der Hoffnung, dass sie ihn achten würden. Doch sie kreuzigten ihn – eine erschütternde Offenbarung der menschlichen Rebellion gegen Gottes Liebe.
Was hätte Gott noch tun können?
Das Kreuz beantwortet diese Frage endgültig: Nichts. Gott hielt nichts zurück. Er hätte seine Macht nutzen können, um das Böse sofort zu vernichten – aber dann wäre keine echte Liebe möglich gewesen. Stattdessen wählte er den Weg des Leidens, um sein Wesen vollkommen zu offenbaren.
  1. Das Kreuz als ultimative Demonstration von Gerechtigkeit und Liebe
    • Gerechtigkeit: Die Sünde hat Konsequenzen, doch Christus nahm diese Strafe auf sich (Röm 3,25-26).
    • Liebe: Gott gab seinen eigenen Sohn für eine rebellische Welt (Joh 3,16; Röm 5,8).
  2. Gott leidet mit uns
    • Der kosmische Konflikt verursacht Leid, doch niemand leidet mehr als Gott selbst.
    • Das Kreuz zeigt uns nicht nur Gottes Liebe, sondern auch seinen Schmerz.
  3. Unsere Verantwortung
    • Gott hat alles getan, um uns zu retten – nun liegt es an uns, seine Einladung anzunehmen.
    • Ignorieren wir seine Liebe oder bringen wir gute Früchte hervor?
Fazit
Gott konnte nichts Weiteres tun – er hat sich selbst gegeben. Das Kreuz ist der unwiderlegbare Beweis, dass Gott weder seine Gerechtigkeit noch seine Liebe aufgibt. Nun liegt es an uns, darauf zu antworten – mit Glauben, Dankbarkeit und Gehorsam.
Lies Jesaja 53,4. Wessen „Krankheit“ und „Schmerzen“ trug Christus am Kreuz? Was sollte uns das über all das sagen, was Gott für uns tat und welchen Preis ihn die Erlösung kostete?
Jesaja 53,4: „Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.“
Wessen „Krankheit“ und „Schmerzen“ trug Christus?
Jesaja 53,4 macht unmissverständlich klar, dass Christus unsere Leiden, unsere Schuld und unsere Sünden auf sich nahm. Er litt nicht für eigene Verfehlungen – er war ohne Sünde (2 Kor 5,21) –, sondern für die der ganzen Menschheit.
  • Unsere Krankheit: Dies kann sowohl körperliches Leid als auch die tiefere „Krankheit“ der Sünde bedeuten, die uns von Gott trennt.
  • Unsere Schmerzen: Christus trug nicht nur unsere Sünden, sondern auch das Leid, das sie verursachen – unsere Ängste, Sorgen und Leiden.
Was sagt uns das über Gottes Liebe und den Preis der Erlösung?
  1. Erlösung war kein leichtes Opfer, sondern ein unermesslicher Preis.
    • Gott hätte uns nicht einfach „vergeben“ können, ohne Gerechtigkeit zu bewahren. Deshalb nahm Jesus selbst die Strafe auf sich (Jes 53,5).
    • Das Kreuz war kein symbolischer Akt – Christus erlitt das volle Gewicht der Sünde, sowohl körperlich als auch geistlich (Mt 27,46).
  2. Gott identifizierte sich mit unserem Leid.
    • Jesus litt als Mensch und kann daher unser Leiden vollkommen verstehen (Hebr 4,15).
    • Wenn wir Schmerzen oder Verluste erleben, dürfen wir wissen: Gott kennt diesen Schmerz – er hat ihn selbst getragen.
  3. Unsere Rettung war Gottes höchste Priorität.
    • Jesaja 53,4 zeigt, dass Gott nicht nur „aus der Ferne“ liebt – er ging bis ans Äußerste, um uns zu retten.
    • Er hätte sich retten können, entschied sich aber, für uns zu sterben (Phil 2,6-8).
Fazit
Die Tatsache, dass Christus unsere Krankheit und Schmerzen trug, zeigt uns, wie tief Gottes Liebe reicht. Die Erlösung war für Gott kein „kleines Opfer“, sondern der höchste Preis, den er zahlen konnte. Wer das Kreuz betrachtet, sieht nicht nur Gottes Gerechtigkeit, sondern vor allem seine grenzenlose, selbstaufopfernde Liebe.
Das Gleichnis vom Weinberg und das Opfer Jesu am Kreuz haben nicht nur eine historische oder theologische Bedeutung, sondern betreffen uns ganz persönlich im Alltag. Gott hat nichts zurückgehalten, sondern alles gegeben – wie reagieren wir darauf?
  1. Das Kreuz als tägliche Erinnerung an Gottes Liebe
    • Wenn wir uns ungeliebt, wertlos oder allein fühlen, erinnert uns das Kreuz daran: Gott hat bereits bewiesen, dass er uns liebt.
    • Unsere Sorgen und Leiden sind real, aber Jesus hat selbst unser größtes Leid getragen (Jes 53,4). Wir sind nicht allein.
    • Jeder neue Tag ist eine Chance, Gottes Liebe zu erwidern – in unserem Verhalten, unseren Entscheidungen und unserem Vertrauen auf ihn.
  1. Die Verantwortung, „gute Früchte“ zu bringen
    • Im Gleichnis vom Weinberg (Mt 21,33–39) sieht man, dass Gott alles für sein Volk getan hat – doch sie wiesen ihn zurück. Sind wir fruchtbare oder unfruchtbare Reben?
    • Unser Glaube zeigt sich in unserem Handeln. Gott erwartet nicht Perfektion, sondern eine echte, gelebte Beziehung zu ihm.
    • Jede Entscheidung zählt: Folgen wir unserem eigenen Willen oder sind wir bereit, Gott unser Leben anzuvertrauen?
  1. Das Kreuz hilft uns, Leid zu verstehen
    • Wir alle erleben Schmerzen und Verluste. Doch Gott hat nicht aus der Ferne zugesehen – er hat mitgelitten.
    • Jesus versteht unser Leid, weil er selbst Ablehnung, Schmerzen und Einsamkeit erlebt hat (Hebr 4,15).
    • Statt uns in unserem Schmerz von Gott abzuwenden, dürfen wir ihn als unsere Hoffnung und Zuflucht sehen (Ps 34,19).
Fazit
Das Kreuz ist nicht nur ein Ereignis der Vergangenheit – es fordert uns täglich heraus. Gottes größte Liebe erfordert eine Antwort. Werden wir sie ignorieren oder werden wir unser Leben als „gute Frucht“ für ihn leben?
„Gott gab alles für uns – sind wir bereit, unser Leben ihm anzuvertrauen?“

Gott hat nichts zurückgehalten – seine Liebe zeigt sich im Kreuz; nun liegt es an uns, darauf zu antworten.

 

 

Illustration:
Die Stadt atmete das flackernde Licht der Straßenlaternen, als David durch die engen Gassen lief. Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen, während seine Hände um das alte, ledergebundene Buch klammerten, das er soeben aus dem kleinen Antiquariat gestohlen hatte. Die Worte, die er vorhin darin gelesen hatte, brannten sich in sein Bewusstsein: Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm?
Ein Platz mit verwitterten Steinstatuen tat sich vor ihm auf. Er presste sich in eine dunkle Ecke und riss das Buch auf. Die Seiten waren vergilbt, die Schriftzüge verblasst. Doch er kannte die Geschichte – das Gleichnis vom Weinberg. Es erzählte von einem Landbesitzer, der alles für seinen Weinberg tat, ihn pflegte, schützte und bestellte. Doch die Pächter missbrauchten seine Güte, töteten sogar seinen Sohn, in dem Wahn, das Land für sich beanspruchen zu können.
David spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Seine Hände zitterten. War er nicht wie diese Pächter? Jahrelang hatte er das Leben ausgenutzt, die Chancen, die man ihm gegeben hatte, missachtet. Gott hatte immer wieder Wege gefunden, ihn zurückzuführen – durch Freunde, durch unerwartete Gelegenheiten, durch diesen Moment jetzt. Und doch war er gerannt. Immer weiter.
Ein schneidender Wind wehte durch die Straßen. In der Ferne leuchtete das Kreuz der alten Kirche auf dem Hügel. Es wirkte wie ein Mahnmal, ein stummes Zeugnis der größten Liebe, die je gegeben wurde. Er dachte an das Kreuz, an das Opfer, an das unermessliche Leid, das er so oft ignoriert hatte. Was hätte Gott noch mehr tun können?
Plötzlich fühlte sich das Buch in seinen Händen schwerer an, als würde es die Last all seiner vergangenen Entscheidungen tragen. Eine Träne löste sich aus seinen Augenwinkeln, rann über seine Wange. Zum ersten Mal in Jahren fühlte er sich nicht allein.
Er wusste, dass er zurückkehren musste. Nicht nur in das Antiquariat, um das Buch zurückzugeben, sondern zurück zu dem, der ihn all die Jahre nicht aufgegeben hatte. Er musste seine Frucht bringen, nicht länger fliehen. Die Straßen der Stadt schienen heller, die Nacht nicht mehr so bedrohlich. Und als er sich umwandte und den Weg zur Kirche einschlug, wusste er, dass es nicht zu spät war.
Der Weinberg war noch da. Und sein Herr wartete auf ihn.