
âȘ Lektion 3: Holpriger Beginn
đ 3.4 Unbeschnittene Lippen
âš Wenn Entmutigung die Ohren verschlieĂt â Gottes Zusage bleibt bestehen
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1.đŠ Einleitung
Entmutigung ist ein vertrauter Begleiter im Leben eines GlĂ€ubigen â besonders dann, wenn Gebete unbeantwortet bleiben, Hoffnungen zerschlagen werden oder Gottes Zusagen sich scheinbar nicht erfĂŒllen. Mose hatte eine klare Berufung von Gott erhalten. Er sollte Israels Befreiung aus der Sklaverei in Ăgypten verkĂŒnden. Und doch: Seine Worte wurden abgelehnt â nicht nur von Pharao, sondern auch vom eigenen Volk.
Die Menschen waren zu mĂŒde, zu enttĂ€uscht, zu verbittert, um noch Hoffnung zu schöpfen. Und Mose selbst â der Prophet Gottes â nennt sich selbst âunbeschnitten an Lippenâ (2. Mo 6,12).
Was tun, wenn man weiĂ, dass Gott treu ist â aber gerade nichts danach aussieht?
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2.đ Bibelstudium â 2. Mose 6,9â13
Thema: Wenn Berufung auf Widerstand trifft â Treue im Tal der EnttĂ€uschung
đ 1. Kontext: Mose am Tiefpunkt
Mose hatte mit Gott am brennenden Dornbusch gesprochen, war zurĂŒck nach Ăgypten gekehrt, hatte mit Aaron zum Pharao gesprochen â und alles wurde schlimmer. Statt Befreiung gab es mehr Sklavenarbeit, mehr Leid, mehr Frust.
Jetzt, in Kapitel 6, spricht Gott erneut zu Mose â mit groĂartigen VerheiĂungen:
âIch will euch erlösen… ich will euch annehmen zu meinem Volk… ich will euer Gott seinâ (V. 6â7).
Aber: Die Reaktion des Volkes ist ablehnend.
đ Vers 9: Hoffnung trifft auf EnttĂ€uschung
âAber sie hörten ihn nicht vor Angst und harter Arbeit.â
Die Israeliten konnten Mose nicht glauben â nicht, weil seine Botschaft falsch war, sondern weil ihr Leid zu laut war. Hoffnungslosigkeit kann so tief sitzen, dass selbst Gottes Zusagen nicht durchdringen.
đ Wichtiger Punkt:
EnttĂ€uschte Menschen sind oft nicht unglĂ€ubig â sie sind erschöpft.
đ Verse 10â11: Gottes Auftrag bleibt
âDer HERR sprach zu Mose: Geh hinein und sage dem PharaoâŠâ
Gott Ă€ndert den Auftrag nicht â auch wenn Mose gescheitert scheint. Gott spricht direkt weiter. Berufung wird nicht durch Reaktion anderer definiert, sondern durch Gottes Wille.
đ Vers 12: Moses Selbstzweifel
âSie hören mich nicht â wie sollte mich dann der Pharao hören? Ich bin unbeschnitten an Lippen.â
Mose zweifelt an sich selbst â ein Muster, das wir bereits in 2. Mose 4 gesehen haben. Er benutzt seine vermeintliche SchwĂ€che in der Sprache als Ausrede.
âUnbeschnitten an Lippenâ bedeutet: unfĂ€hig, rein oder wĂŒrdig zu sprechen.
Es ist ein GefĂŒhl der UnzulĂ€nglichkeit â wie: âIch bin nicht der Richtige.â
Aber hier liegt der Kontrast:
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Mose schaut auf seine UnfÀhigkeit,
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Gott schaut auf seine Berufung.
đ Vers 13: Gottes AutoritĂ€t steht fest
âDa redete der HERR mit Mose und Aaron und gab ihnen BefehlâŠâ
Gott bestĂ€tigt seinen Auftrag â nicht durch Diskussion, sondern durch Befehl. Er nennt Mose und Aaron, nicht weil sie perfekt wĂ€ren, sondern weil ER sie beauftragt hat.
đ§ Vertiefung & Parallelen
đ Hiob
Hiob verlor alles â Familie, Besitz, Gesundheit. Seine Freunde waren keine Hilfe. Und doch: Er blieb Gott verbunden â im Ringen, im Schweigen, im Leiden.
đ Asaf (Psalm 73)
Asaf sah die Ungerechtigkeit der Welt â und fast wĂ€re sein Glaube zerbrochen. Aber er findet Halt in der NĂ€he Gottes:
âDennoch bleibe ich stets an dirâŠâ (V. 23)
đ Jesus in Gethsemane
Auch Jesus fĂŒhlte sich im Garten Gethsemane verlassen, ĂŒberwĂ€ltigt und schwach â und doch betete er:
âNicht mein, sondern dein Wille geschehe.â
đĄ Biblische Prinzipien aus diesem Abschnitt
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Gottes VerheiĂungen sind wahr â auch wenn wir sie nicht spĂŒren.
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EnttĂ€uschung ist kein Zeichen fĂŒr Gottes Abwesenheit.
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Treue ist wichtiger als sofortiger Erfolg.
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Unsere Unvollkommenheit disqualifiziert uns nicht â Gott arbeitet durch sie.
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Gottes Auftrag bleibt bestehen â unabhĂ€ngig von Reaktion oder GefĂŒhl.
â Anwendung im Leben
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Wenn du betest und nichts passiert â halte fest.
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Wenn deine Worte niemanden erreichen â vertraue trotzdem.
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Wenn du dich unbegabt fĂŒhlst â Gott kann auch mit âunbeschnittenen Lippenâ wirken.
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Wenn EnttĂ€uschung dich lĂ€hmt â erinnere dich an die VerheiĂung Gottes:
âIch will dein Gott sein â du sollst mein Volk sein.â
âš Gott antwortet nicht immer mit ErklĂ€rung â sondern mit Gegenwart
2. Mose 6 zeigt:
Gott ist nicht passiv, wenn sein Volk leidet. Und er ist nicht wĂ€hlerisch, wenn er beruft. Seine Handlungen sind getragen von VerheiĂung, Geduld und Gnade.
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3.đ Antworten zu den Fragen
đ Frage 1: Was geschah als nĂ€chstes, und was lernen wir fĂŒr Zeiten der EnttĂ€uschung?
Mose wurde nicht abgelehnt, weil er schlecht sprach, sondern weil das Volk verzweifelt war. Ihre jahrelange UnterdrĂŒckung hatte die Hoffnung ausgelöscht. Das kennen wir: Gebete scheinen unerhört, TrĂ€ume platzen, Vertrauen bricht.
Aber Gott gibt Mose nicht auf â und Mose gibt sein Volk nicht auf.
In Momenten, in denen Menschen unsere Botschaft nicht hören (wollen), in denen auch unser eigenes Herz schwankt, mĂŒssen wir uns erinnern:
đ Gottes Auftrag bleibt bestehen â auch wenn das Echo ausbleibt.
Beispiel: Hiob und Asaf
Beide MĂ€nner kannten tiefe Dunkelheit, Fragen, Zorn und Traurigkeit â und doch blieben sie bei Gott. Besonders Asaf formulierte im Psalm 73 ein kraftvolles Glaubensbekenntnis:
âDennoch bleibe ich stets an dirâŠâ
Er zeigt uns: Glaube ist nicht blind â aber treu in der Dunkelheit.
đ Frage 2: âIch will euch annehmen zu meinem VolkâŠâ â Was bedeutet das persönlich?
âIch will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein.â
â 2. Mose 6,7
Diese VerheiĂung war nicht nur fĂŒr das Volk Israel gedacht â sie ist Teil der Bundesbeziehung, die Gott jedem GlĂ€ubigen anbietet. Auch Paulus greift diesen Gedanken in 2. Korinther 6,16 auf:
âIch will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.â
Persönlich bedeutet das:
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Ich bin nicht allein â Gott identifiziert sich mit mir.
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Gott sieht mich als zugehörig, auch wenn ich mich wertlos fĂŒhle.
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Diese Beziehung sollte sich in Vertrauen, Gehorsam und NĂ€he zu Gott ausdrĂŒcken â auch in Leid und Unsicherheit.
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4.âš Geistliche Prinzipien
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Gottes Treue bleibt bestehen, auch wenn wir zweifeln.
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Glaube bedeutet Gehorsam, auch wenn man keine Ergebnisse sieht.
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Unsere Berufung ist nicht abhÀngig von unserer FÀhigkeit, sondern von Gottes Macht.
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EnttĂ€uschung ist kein Zeichen fĂŒr Gottes Abwesenheit.
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Worte haben Kraft â auch wenn sie nicht sofort Frucht bringen.
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5.đ§© Anwendung im Alltag
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Wenn du im Gebet keine Antwort hörst â halte fest.
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Wenn andere deine Hoffnung nicht teilen â bleib standhaft.
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Wenn du dich âunbeschnitten an Lippenâ fĂŒhlst â vertrau, dass Gott dich trotzdem gebrauchen kann.
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Vielleicht bist du der Mose fĂŒr jemanden â auch wenn sie dich jetzt nicht hören können.
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6.â Fazit
Mose wurde nicht wegen seiner Redegewandtheit berufen â sondern wegen seines Herzens.
Israel glaubte nicht, weil der Schmerz zu groĂ war â aber Gott handelte trotzdem.
Die GröĂe unserer Berufung liegt nicht in unserer StĂ€rke, sondern in Gottes VerheiĂung.
Auch in den Zeiten des Schweigens, der Ablehnung und des Leidens ist Gott nicht fern.
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7.đ Gedanke des Tages
âWenn mein Herz schweigt und mein Mund stottert, bleibt Gottes Wort lebendig.â
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8.âïž Illustration – âDie Stille nach dem Rufâ
Es war ein grauer, nebliger Morgen in Manchester. Die StraĂen glĂ€nzten von leichtem Regen, der typische Duft von nassem Asphalt und frischem Toast hing in der Luft. In einem kleinen viktorianischen Reihenhaus in Longsight saĂ Elijah Morgan am KĂŒchentisch, die HĂ€nde um eine halbvolle Teetasse gekrallt, seine Stirn auf die Unterarme gelegt.
Elijah war dreiunddreiĂig. Ein einfacher Mann â ruhiger Typ, Sozialarbeiter im Brennpunktviertel. Und seit zwei Jahren der ehrenamtliche Prediger einer kleinen, multikulturellen Gemeinde. Sein Glaube war ehrlich, sein Herz offen â aber seit Monaten fĂŒhlte sich alles falsch an.
Er hatte Gottes Ruf gespĂŒrt â deutlich, fast wie ein Blitzschlag in der Nacht.
Damals, beim Jugendkongress in London. Die Predigt hatte ihn mitten ins Herz getroffen: âGeh, ich sende dich. Ich will durch dich Hoffnung sprechen.â
Und er war gegangen. Er hatte gebetet, gepredigt, Kleingruppen gegrĂŒndet, Nachbarschaftshilfe organisiert. Mit ganzem Herzen, mit ganzem Einsatz.
Doch heute war er leer.
Letzten Sonntag hatte nur eine Handvoll Menschen den Gottesdienst besucht.
Die Jugendgruppe war eingeschlafen. Die Familien, denen er helfen wollte, hörten nicht mehr zu.
Und zu allem Ăberfluss war auch noch seine Bewerbung fĂŒr ein theologisches Studium â sein Traum â zum dritten Mal abgelehnt worden.
âUnbeschnitten an Lippenâ, dachte er.
âIch kann nicht reden. Ich erreiche niemanden. Ich bin fehl am Platz.â
In seinem kleinen Wohnzimmer lagen noch verstreut die Unterlagen der letzten Predigt â 2. Mose 6,9â13.
âAber sie hörten ihn nicht vor Angst und harter Arbeit ⊠Ich bin unbeschnitten an Lippen âŠâ
Die Worte trafen ihn wie ein Spiegel. Mose hatte genau das erlebt. Er war gesandt â aber niemand hörte. Und Mose fĂŒhlte sich ungeeignet, unfĂ€hig, wirkungslos. Wie Elijah.
Er nahm seine Bibel, blÀtterte langsam durch Psalm 73. Er kannte ihn auswendig, aber er wollte ihn sehen. Lesen. Greifen.
âDennoch bleibe ich stets an dir; denn du hĂ€ltst mich bei meiner rechten HandâŠâ
Etwas stieg in ihm auf. Kein Blitz, kein Engel. Nur eine stille Erinnerung:
Gott hatte ihn nicht berufen, weil er perfekt war, sondern weil Gott ihn gebrauchen wollte.
Seine Berufung war nicht abhÀngig vom Applaus der Menschen, sondern vom Herzschlag Gottes.
Am Nachmittag ging Elijah doch noch zur kleinen Gemeinde. Er wollte eigentlich absagen â aber dann ging er. Vielleicht wĂŒrde niemand kommen. Vielleicht wĂ€re es peinlich.
Aber als er die TĂŒr aufschloss, saĂen fĂŒnf Jugendliche im Nebenraum. Einer von ihnen, der stille Abdul, stand auf und sagte:
âHey, Mr. Morgan. Wir wollten beten. Können Sie uns was aus der Bibel zeigen?â
Elijahs Stimme war leise, fast brĂŒchig, als er den Stuhl nach hinten schob und sagte:
âIch kannâs versuchen. Aber ihr mĂŒsst mir helfen.â
Und so begann eine neue, leise, unauffÀllige Geschichte.
Keine BĂŒhne, kein Applaus. Nur Treue im Kleinen, getragen von einer unsichtbaren Hand â genau wie bei Mose.
đ Gedanke zum Abschluss:
Gott gebraucht nicht die Lauten, sondern die Treuen.
Auch wenn du dich âunbeschnitten an Lippenâ fĂŒhlst â deine Stimme zĂ€hlt im Reich Gottes.