5.3 Die Trennmauer niederreißen Einheit durch Christus: Überwindung von Trennmauern und Spannungen
Was tat Christus laut Paulus mit dem „Gesetz, das in Gebote gefasst war“? Warum tat er das? (Siehe Eph 2,14–15)
Gemäß Paulus hat Christus mit dem „Gesetz, das in Gebote gefasst war“, durch sein Werk am Kreuz eine bestimmte Handlung vollbracht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er die Zehn Gebote oder das Gesetz als Ganzes abgeschafft hat. Vielmehr bezieht sich Paulus darauf, dass durch das Kreuz Christi die Barrieren und Trennungen, die durch das Gesetz zwischen Juden und Heiden entstanden waren, beseitigt wurden.
In Epheser 2,14-15 verwendet Paulus die Metapher einer Mauer oder eines Zauns, der den Hof Israels im Tempel des Herodes umgab, um die Trennung zwischen Juden und Heiden zu beschreiben. Diese metaphorische Mauer wird durch das Kreuz Christi niedergerissen, was symbolisiert, dass durch Christus eine Einheit zwischen Juden und Heiden hergestellt wird.
Es ist wichtig zu betonen, dass Paulus das Gesetz nicht abschafft oder beiseite legt, sondern den Missbrauch des Gesetzes anprangert, der dazu führte, dass es als Instrument der Trennung und Ausgrenzung verwendet wurde. Das Gesetz selbst wird von Paulus respektiert, und er sieht es als eine Quelle für die Gestaltung der christlichen Nachfolge.
Daher ist die Interpretation von Epheser 2,14-15 als Abschaffung der Zehn Gebote oder des gesamten alttestamentlichen Gesetzes falsch. Stattdessen bezieht sich Paulus auf die Überwindung der Trennung zwischen Juden und Heiden durch das Kreuz Christi und den Missbrauch des Gesetzes zur Ausgrenzung und Trennung der Völker.
Die Verbindung zwischen Epheser 2,14-15 und unserem Alltagsleben sowie unserem Glauben ist vielschichtig und tiefgreifend:
Überwindung von Trennungen: In unserem täglichen Leben stehen wir oft vor Trennungen und Barrieren, sei es zwischen verschiedenen Gruppen, Kulturen, Meinungen oder sogar innerhalb unserer eigenen Gemeinschaften. Die Botschaft von Epheser 2,14-15 erinnert uns daran, dass Christus durch sein Werk am Kreuz die Trennung und Feindschaft zwischen Menschen überwunden hat. Diese Erkenntnis sollte uns dazu ermutigen, aktiv daran zu arbeiten, Trennmauern in unseren Beziehungen abzubauen und Einheit und Versöhnung anzustreben.
Respekt vor dem Gesetz und seiner rechten Anwendung: Paulus betont, dass das Gesetz an sich respektiert werden sollte, jedoch nicht missbraucht werden darf, um Trennungen zu schaffen. In unserem Alltag sollten wir daher darauf achten, das Gesetz nicht zu instrumentalisieren, um andere auszugrenzen oder zu trennen, sondern es als Leitfaden für ein Leben in Gottesfurcht und Liebe zu verwenden.
Förderung der Einheit in Vielfalt: Die Metapher der Mauer, die durch das Kreuz niedergerissen wird, erinnert uns daran, dass Einheit nicht bedeutet, dass wir alle gleich sein müssen, sondern dass wir in unserer Vielfalt vereint sind. Diese Einheit in Christus ermutigt uns, die Verschiedenheit zu feiern und Brücken der Verständigung und Solidarität zu bauen, auch wenn wir unterschiedliche Hintergründe, Überzeugungen und Lebensstile haben.
Aktive Teilnahme an der Verkündigung des Evangeliums des Friedens: Als Gläubige sind wir aufgerufen, die Botschaft des Friedens, der Versöhnung und der Einheit in die Welt zu tragen. Dies geschieht nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten der Liebe, des Mitgefühls und der Versöhnung in unserem täglichen Leben. Indem wir uns bemühen, Friedensstifter in unseren Familien, Gemeinschaften und der Welt zu sein, leben wir die Botschaft von Epheser 2,14-15 in unserem Alltag aus.
Insgesamt erinnert uns Epheser 2,14-15 daran, dass Christus durch sein Werk am Kreuz eine grundlegende Transformation in unseren Beziehungen und in unserer Welt bewirkt hat. Diese Botschaft hat direkte Auswirkungen auf unser tägliches Leben und ruft uns dazu auf, aktiv an der Förderung von Einheit, Versöhnung und Frieden teilzuhaben.