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📘 Lektion 6: Das Opfer verstehen

6.7 Fragen

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🟦 Einleitung

In einer Welt, die oft von Unsicherheit und Leid geprägt ist, suchen viele Menschen nach einem tieferen Sinn und einer Quelle der Hoffnung. Die biblische Botschaft vom geschlachteten Lamm, das seit Grundlegung der Welt existiert (Offenbarung 13,8), bietet eine solche Hoffnung. Sie offenbart einen Gott, der nicht nur allwissend, sondern auch all-liebend ist – einen Gott, der einen Erlösungsplan hatte, bevor wir ihn überhaupt brauchten.

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📖 Bibelstudium – Antworten auf die Fragen

📌 1. Johannes sieht das Lamm, das aussieht, als sei es „geschlachtet“ worden, in den Thronsaal treten. Offenbarung 13,8 informiert uns darüber, dass Jesus seit Grundlegung der Welt „geschlachtet“ wurde. Was können wir durch die Tatsache, dass der Erlösungsplan schon existierte, bevor wir ihn brauchten, über Gott lernen?

Die Tatsache, dass der Erlösungsplan schon „vor Grundlegung der Welt“ existierte (Offb 13,8), offenbart uns etwas Tiefgründiges über das Wesen Gottes: Seine Liebe ist nicht eine Reaktion auf unsere Sünde, sondern Teil seines ewigen Charakters. Gott wurde nicht überrascht von der Rebellion der Menschheit. Er wusste, dass Freiheit auch das Risiko des Missbrauchs dieser Freiheit mit sich bringt – und dennoch entschied er sich, uns zu erschaffen. Das zeigt, dass seine Liebe radikal, vorausschauend und opferbereit ist.

Diese Wahrheit bringt uns zur Ehrfurcht: Noch bevor die erste Sünde begangen wurde, hatte Gott bereits den Preis der Erlösung akzeptiert. Christus als „geschlachtetes Lamm“ war Teil des göttlichen Plans – ein Plan, der aus Liebe geboren wurde, nicht aus Notwendigkeit. Gott ist nicht ein Richter, der erst durch Schuld zur Gnade bewegt wird. Er ist der Gott, der in seiner Gnade den Erlösungsweg geplant hat, bevor es überhaupt Schuld gab.

Das zeigt: Wir leben in einem Universum, das nicht von Gleichgültigkeit, sondern von einer unbegreiflichen Liebe durchdrungen ist. Der Gott, der alles schuf, ist derselbe Gott, der bereit war, alles zu geben, um uns zu retten. Was macht das mit deinem Vertrauen zu Gott?

📌2. Viele Atheisten glauben, dass wir allein in einem kalten, gleichgültigen Universum sind. Im Gegensatz dazu spricht die Bibel nicht nur von Gott, sondern auch davon, dass er die Welt so sehr liebte, dass er zu ihr herabstieg und sogar für sie starb. Wie anders sollten wir die Welt und unseren Platz darin sehen als diejenigen, die nicht an Gott glauben? Mit anderen Worten: Wie sollte sich die Realität des Kreuzes auf alles auswirken, was wir tun?

Wenn man glaubt, dass das Universum kalt, zufällig und gleichgültig ist, dann bleibt der Mensch letztlich ohne Ziel, ohne feste moralische Orientierung und ohne Hoffnung über den Tod hinaus. In diesem Weltbild ist das Leben nichts weiter als ein biologischer Zufall – eine kurze Flamme in einem dunklen, unendlichen Raum. Wer so denkt, kann höchstens subjektive Werte festlegen, aber es gibt keinen objektiven Maßstab für Würde, Gerechtigkeit oder Liebe.

Die Bibel hingegen zeigt uns eine völlig andere Wirklichkeit: Die Welt ist geschaffen aus Liebe und für Beziehung. Die Realität des Kreuzes bezeugt, dass das Herz des Universums kein schwarzes Loch ist, sondern ein blutendes Herz – das Herz Gottes. Der Schöpfer selbst kam herab, wurde Mensch, lebte unter uns, weinte mit uns, starb für uns. Das Kreuz macht deutlich: Du bist nicht zufällig hier. Du bist gewollt. Du bist unendlich geliebt – selbst in deinem Scheitern.

Diese Wahrheit verändert alles. Sie gibt unserem Leben unerschütterlichen Wert und unserer Arbeit Sinn. Unsere Entscheidungen, Beziehungen, unser Umgang mit anderen – sie alle sollen vom Kreuz geprägt sein: von selbstloser Liebe, von Hoffnung, von Gnade. Wir leben nicht für uns selbst, sondern als Spiegel des Gekreuzigten. Wenn wir die Realität des Kreuzes erfassen, können wir nicht mehr gleichgültig, zynisch oder selbstzentriert leben. Stattdessen fragen wir: Wie kann ich in dieser Welt ein Licht der Liebe Christi sein?

📌 3. Warum waren das Leben, der Tod und die Auferstehung Christi das einzige Mittel, durch das die Menschheit gerettet werden konnte? Und was sagt uns ein solcher Preis darüber, wie schlimm Sünde tatsächlich sein muss?

Das Leben, der Tod und die Auferstehung Jesu Christi waren das einzige Mittel zur Erlösung, weil sie das einzigartige Dilemma der Menschheit lösten: ein heiliger Gott und eine sündige Menschheit, getrennt durch Schuld, ohne Brücke dazwischen. Kein Mensch konnte diese Kluft überbrücken, denn alle sind gefallen (Römer 3,23). Kein Engel konnte sie schließen, denn keiner war sowohl göttlich als auch menschlich. Nur Jesus – vollkommen Gott und vollkommen Mensch – konnte als Mittler zwischen Himmel und Erde auftreten.

Sein Leben war notwendig, weil er das Gesetz vollkommen erfüllte. Er lebte so, wie wir hätten leben sollen. Sein Tod war notwendig, weil „der Lohn der Sünde der Tod ist“ (Röm 6,23), und jemand musste diesen Lohn tragen – entweder wir selbst oder ein Stellvertreter. Seine Auferstehung war notwendig, um zu zeigen, dass der Tod besiegt ist und dass auch wir in einem neuen Leben auferstehen können.

Dass Gott selbst diesen Preis zahlte, zeigt, wie ernst und zerstörerisch Sünde ist. Sünde ist nicht bloß ein Regelverstoß – sie ist Rebellion gegen das Leben selbst. Sie tötet Beziehungen, zerstört Identität, entreißt uns den Frieden. Wenn der Tod des Schöpfers nötig war, um sie zu sühnen, dann gibt es kein stärkeres Bild für ihre Grausamkeit – und kein größeres Bild für Gottes Liebe.

Das Kreuz sagt uns: So schlimm ist die Sünde – aber so groß ist die Gnade.

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🕊️ Geistliche Prinzipien

  1. Gottes vorausschauende Liebe: Der Erlösungsplan existierte bereits vor der Schöpfung, was zeigt, dass Gottes Liebe nicht reaktiv, sondern proaktiv ist.

  2. Das Kreuz als Zentrum des Glaubens: Das Kreuz symbolisiert nicht nur das Leiden Jesu, sondern auch die Tiefe seiner Liebe und die Hoffnung auf Erlösung.

  3. Die Schwere der Sünde: Der hohe Preis, den Jesus zahlte, zeigt, wie ernst Sünde ist und wie sehr wir Erlösung benötigen.

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🛠 Anwendung im Alltag

  • Vertrauen in Gottes Plan: In schwierigen Zeiten können wir darauf vertrauen, dass Gott einen Plan für uns hat, der bereits vor unserer Existenz bestand.

  • Leben in Dankbarkeit: Das Bewusstsein über das Opfer Jesu sollte uns zu einem Leben in Dankbarkeit und Hingabe führen.

  • Weitergabe der Hoffnung: Indem wir anderen von der Liebe Gottes erzählen, können wir Licht in ihre Dunkelheit bringen.

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Fazit

Die Erkenntnis, dass Gottes Liebe und sein Erlösungsplan seit Anbeginn der Zeit existieren, gibt uns Hoffnung und Sicherheit. Sie erinnert uns daran, dass wir nicht allein sind und dass es einen tieferen Sinn in unserem Leben gibt.

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💬 Gedanke des Tages

Gottes Liebe ist kein Zufall, sondern ein ewiger Plan – ein Licht, das selbst in der tiefsten Dunkelheit leuchtet.“

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✍️ Illustration – Licht in der Tiefe“Eine Geschichte über Hoffnung im 21. Jahrhundert

Es war eine gewöhnliche U-Bahnfahrt in Berlin. Draußen war der Himmel grau, der Nieselregen schlug gegen die Scheiben, und in den Gesichtern der Passagiere spiegelte sich die Müdigkeit des Alltags. Die U-Bahn fuhr ratternd durch dunkle Tunnel, als sei sie Symbol für das, was viele Menschen innerlich fühlten – ein Leben ohne Richtung, ohne Licht.

Inmitten der anonymen Menge saß David. Dreißig Jahre alt, Bartschatten, müde Augen. In seiner Hand hielt er ein Buch, das er nicht las – ein philosophisches Werk über Sinn und Sinnlosigkeit des Lebens. Seit Jahren kämpfte er mit einer schleichenden inneren Leere. Die Fragen ließen ihn nie los: Wozu das alles? Warum existiere ich? Gibt es einen Grund, einen Plan? Er hatte die Kirche längst verlassen, überzeugte sich, dass das Leben ein Produkt des Zufalls sei, eine kosmische Laune. Aber je länger er so lebte, desto leerer wurde es in ihm.

Er stieg an der Warschauer Straße aus, ging durch die regennassen Straßen, als ihn plötzlich jemand ansprach.

Hey! Du hast dein Buch liegen lassen!“ rief eine junge Frau mit dunkler Jacke und leuchtenden Augen. In der Hand hielt sie sein Philosophie-Buch. David war überrascht – nicht nur wegen der Aufmerksamkeit, sondern auch, weil da jemand wirklich hinsah.

Danke“, murmelte er und nahm das Buch.

Sie zögerte kurz, dann sagte sie: „Ich hab das auch mal gelesen. Aber… ich hab trotzdem keine Ruhe gefunden. Bis ich Jesus begegnet bin.“

David runzelte die Stirn. Jesus? Diese Art Gespräche mied er eigentlich. Aber irgendetwas in ihrem Blick – ehrlich, nicht aufdringlich – ließ ihn nicht weggehen.

Glaubst du wirklich an so etwas? In dieser Welt?“ fragte er, fast spöttisch.

Sie nickte. „Nicht, weil es leicht ist, sondern weil ich es gesehen habe. Ich war ganz unten. Und da war jemand, der mich schon lange kannte. Der mich nicht verurteilt hat. Der mich gerettet hat, obwohl ich es nicht verdient habe.“

Und warum sollte ein Gott… so etwas tun? Für dich? Für uns?“

Sie sah ihn an und sagte leise: „Weil seine Liebe älter ist als unsere Schuld.“

Diese Worte ließen David nicht mehr los. Tage vergingen, aber sie hallten in ihm nach. Er begann zu lesen – nicht Philosophie, sondern die Bibel. Zuerst skeptisch, dann fasziniert. Die Geschichte des geschlachteten Lammes, die Visionen in Offenbarung 13,8, trafen ihn tief: Ein Gott, der schon vor der Welt wusste, dass wir scheitern würden – und trotzdem seinen Sohn plante, um uns zu retten? Das war keine Reaktion auf Sünde – es war eine Entscheidung aus Liebe.

Er las weiter. Über den Gott, der nicht wartete, bis wir ihn suchten, sondern sich selbst auf den Weg machte. Der in unsere Dunkelheit kam, durch Schlamm, Scham und Schmerz ging – für uns. Für ihn.

In den Wochen danach begann sich sein Leben zu verändern. Nicht durch ein plötzliches Wunder, sondern durch eine stille, tiefe Wandlung seines Herzens. Er fand eine kleine Gemeinde in Neukölln, besuchte Gottesdienste, lernte andere kennen, die – wie er – zerbrochen waren, aber durch das Kreuz neue Hoffnung gefunden hatten.

Eines Abends, nach einem langen Gespräch mit dem Pastor, saß David allein auf einer Parkbank. Der Himmel war klar, die Sterne schienen über der Stadt. Und da, in der Stille, spürte er es: Er war nicht allein. Nie gewesen.

Tränen liefen über sein Gesicht. Nicht vor Trauer – sondern aus Ergriffenheit. Er sah sich selbst – mit all seinen Fragen, seinen Fehlern, seiner Schuld – und erkannte: Er hatte das Opfer nie verdient. Aber es war trotzdem für ihn gebracht worden.

Er flüsterte ein erstes Gebet – zögerlich, holprig. Aber echt.

Danke. Dass du mich nicht aufgegeben hast. Dass du mich schon geliebt hast… bevor ich überhaupt wusste, dass ich dich brauche.“

Von diesem Moment an begann ein neues Kapitel. David lebte nun mit einer inneren Gewissheit, die er vorher nicht gekannt hatte. Nicht, dass alle Zweifel verschwanden. Aber sie hatten nicht mehr das letzte Wort. Sein Leben bekam Tiefe. Richtung. Licht.

Er engagierte sich in der Gemeinde, arbeitete mit Jugendlichen, erzählte seine Geschichte – nicht als Held, sondern als einer, der gefunden wurde. Oft dachte er an die Worte der Frau zurück: Seine Liebe ist älter als unsere Schuld.“

Und jedes Mal, wenn er von Jesus sprach, sagte er denselben Satz:
Das Kreuz ist kein Symbol für Niederlage. Es ist der Beweis, dass du gewollt bist – selbst in deinem Scheitern.“