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Lektion 2: Der brennende Busch
📘 2.2 Der Engel des Herrn
Der Engel des Herrn – Jesus als göttlicher Bote der Befreiung

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🟦 Einleitung

Mose, ein einstiger Prinz Ägyptens, lebt seit 40 Jahren als einfacher Hirte im Exil. Seine Träume sind verblasst, sein Einfluss versiegt. Doch gerade in dieser Wüste – in der Einsamkeit und Unsichtbarkeit – begegnet ihm Gott. Nicht spektakulär in einem Palast, sondern in einem brennenden Busch, der nicht verbrennt.

Dieses Kapitel markiert einen Wendepunkt – nicht nur in Moses Leben, sondern in der Heilsgeschichte.

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📖 Bibelstudium: 2. Mose 3,2–12 – Der Ruf aus dem brennenden Dornbusch

📘 1. Der Engel des Herrn erscheint (Vers 2–4)

„Der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch.“ (V. 2)

– Der Engel des Herrn ist hier eine sichtbare Offenbarung Gottes, der sich Mose auf greifbare Weise zeigt.
– Gott spricht selbst „aus dem Busch“ (V. 4), was verdeutlicht, dass dieser Engel göttlich ist.
– Der brennende Busch ist ein starkes Symbol: Er brennt, aber verbrennt nicht – so wie Israel in Ägypten leidet, aber nicht vernichtet wird.

📘 2. Gottes Heiligkeit und Nähe (Vers 5–6)

– Gott ruft Mose beim Namen – zweimal. Das ist Ausdruck besonderer Nähe und Berufung (vgl. Abraham, Samuel).
– Mose wird aufgefordert, seine Schuhe auszuziehen: Gottes Gegenwart heiligt den Ort.
– Obwohl Gott nah ist, bleibt er heilig – Ehrfurcht und Demut sind geboten.

📘 3. Gottes Mitgefühl und Plan (Verse 7–9)

„Ich habe das Elend meines Volkes gesehen … ich habe ihr Geschrei gehört … ich kenne ihre Schmerzen.“ (V. 7)

– Gott offenbart sich nicht nur als heiliger, sondern auch als mitfühlender Gott.
– Sein Handeln beruht auf seinem Bund mit Abraham, Isaak und Jakob (V. 6, 15)
– Gott plant die Befreiung Israels – nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe und Treue.

📘 4. Die Berufung Moses (Verse 10–12)

„So geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden …“ (V. 10)

– Gottes Plan beinhaltet einen menschlichen Diener – Mose.
– Doch Mose fühlt sich überfordert und stellt die erste von mehreren Ausreden: „Wer bin ich?“
– Gottes Antwort lautet nicht: „Du bist fähig“, sondern: „Ich werde mit dir sein.“ Die Berufung gründet nicht auf Moses Können, sondern auf Gottes Gegenwart.

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📖 Antworten zu den Fragen

📌 Frage 1: Lies 2. Mose 3,7–12. Wie erklärte Gott Mose, warum er, Gott, zugunsten der in Ägypten versklavten Israeliten eingreifen wollte?

Antwort:
Gott reagiert auf das Stöhnen und Schreien des Volkes, das unterdrückt wird. Er beschreibt ihre Not in intensiven Worten: gesehen, gehört, erkannt. Er nennt sie „mein Volk“ – eine Form der Bundestreue, noch vor der Gesetzgebung am Sinai. Seine Motivation ist Barmherzigkeit, nicht bloße Gerechtigkeit. Gott zeigt, dass er sich mit dem Leid seiner Kinder tief identifiziert – sein Eingreifen entspringt einem Herzen voller Mitgefühl.

📌 Frage 2: Warum sind Demut und das Gefühl der eigenen Unwürdigkeit so wichtig für jeden, der dem Herrn folgen und etwas für ihn tun will?

Antwort:
Mose fragt: „Wer bin ich?“ – nicht aus Koketterie, sondern echter Unsicherheit. Diese Haltung ist grundlegend für geistlichen Dienst:
Demut schützt vor Selbstüberhebung
Sie öffnet Raum für Gottes Wirken
Sie verhindert, dass wir Gott manipulieren wollen
Menschen, die sich ihrer Schwäche bewusst sind, können sich ganz auf Gottes Stärke verlassen. Mose wird so zum Vorbild für jeden, der nicht aus eigener Kraft handelt, sondern im Gehorsam lebt.

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Geistliche Prinzipien

  1. Gottes Gegenwart kann unerwartet und unscheinbar erscheinen – aber sie verändert alles.

  2. Wahrer Dienst beginnt mit einem Ruf – und oft mit Angst.

  3. Gottes Berufung basiert nicht auf unserer Qualifikation, sondern auf seiner Bestimmung.

  4. Gott sieht, hört, fühlt – er ist kein ferner Beobachter.

  5. Demut ist nicht Schwäche, sondern der Schlüssel zu göttlicher Autorität.

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🧩 Anwendung im Alltag

  • Hörst du Gottes Stimme im Alltag? Vielleicht ruft er dich nicht aus einem Busch, aber durch Menschen, Situationen, Gedanken.

  • Bist du bereit, wie Mose deine Unsicherheit Gott hinzulegen – damit Er mit dir gehen kann?

  • Wo schreien Menschen heute – und wie möchte Gott dich senden, um Hoffnung zu bringen?

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Fazit

2. Mose 3 ist nicht nur die Geschichte eines Rufes, sondern der Beginn eines Befreiungsplans Gottes. Mose lernt, dass seine Geschichte nicht zu Ende ist – sondern gerade beginnt. Und wir lernen: Wenn Gott ruft, antwortet man nicht mit „Ich kann nicht“, sondern mit „Hier bin ich – sende mich.“

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💭 Gedanke des Tages

„Gott ruft nicht die Fähigen – er befähigt die Gerufenen.“
Was brennt heute in deinem Leben – nicht um dich zu zerstören, sondern um dich zu rufen?

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✍️ Illustration – „Der Ruf am Rande der Großstadt“

Die Sonne brannte über den Dächern von Frankfurt, als Jonas wie jeden Morgen die Rolltreppe zur U-Bahn nahm. Mit einem Becher Kaffee in der Hand, den Blick müde auf das Display seines Smartphones gerichtet, war er wie alle anderen: beschäftigt, abgelenkt, im Rhythmus der Großstadt.

Er war 42, geschieden, ohne Kinder, als Projektmanager in einer Firma für Gebäudesicherheit tätig. Sein Leben verlief funktional, erfolgreich – aber hohl. Er hatte Gott einmal gedient, als junger Mann in einer christlichen Jugendgruppe. Damals hatte er sogar überlegt, Theologie zu studieren. Aber das war lange her. Jetzt war sein Glaube eine stille Erinnerung, irgendwo zwischen Predigten aus Kindheitstagen und dem leisen Wunsch, dass es vielleicht doch mehr geben könnte.

🟩 Der Busch an der Bahnhaltestelle

An diesem Tag fuhr Jonas wegen eines defekten Signals eine Station früher aus dem Zug. Er ging zu Fuß weiter – etwas genervt, wie immer, wenn der Fahrplan nicht passte.

Als er eine alte Unterführung passierte, bemerkte er am Rand der Mauer etwas Ungewöhnliches: Ein Mülleimer brannte. Kein Rauch, kein Schmorgeruch – nur Feuer, klar und ruhig. Und der Inhalt wurde nicht weniger.

„Na super“, murmelte er. Doch als er nähertrat, hörte er etwas. Keine Stimme in der Luft, sondern tief in ihm. Nicht wie ein Gedanke – sondern wie ein Ruf. „Jonas.“ Er blieb stehen. Das war nicht Einbildung. Es wiederholte sich, wie ein Echo, das seine Seele traf.

„Zieh deine Schuhe aus – du stehst auf heiligem Boden.“

Er lachte kurz nervös, sah sich um. Niemand da. Er trat näher, und plötzlich wurde ihm kalt. Nicht wegen Angst – sondern wegen einer überwältigenden Präsenz. Etwas Größeres war da. Etwas, das ihn sah. Ihn kannte.

🟥 Der Auftrag

„Ich habe das Schreien meines Volkes gehört. Ich habe ihr Leid gesehen. Und ich sende dich.“

Die Stimme war nicht laut, aber unmissverständlich. In Jonas’ Gedanken liefen Bilder ab:
– Die Geflüchteten in den Lagern, die Kinder in zerrütteten Familien, die Überforderten, Verlorenen, Kaputten.
– Die Drogenabhängigen, die er jeden Tag vor dem Bahnhof sah.
– Die junge Frau im Supermarkt, die gestern heimlich weinte.

„Warum ich?“, flüsterte Jonas.

„Weil du gesehen hast. Und weil du dich nicht abgewendet hast.“

Er spürte, wie seine Knie weich wurden. „Ich bin nicht würdig… Ich bin nicht einmal mehr ein richtiger Christ. Ich bin müde, ängstlich… Ich bin niemand.“

„Ich werde mit dir sein.“

🟦 Der Widerstand

Die nächsten Tage waren wie ein inneres Beben. Jonas versuchte, den Moment zu verdrängen – aber er konnte nicht. Alles, was früher wichtig war – Präsentationen, KPIs, Deadlines – wirkte plötzlich lächerlich.

Er sprach mit einem alten Freund, einem Pastor. Der hörte zu, schwieg lange – und sagte dann:
„Vielleicht ruft Gott dich nicht, weil du stark bist. Sondern weil du weich geworden bist.“

🟨 Die Entscheidung

Zwei Monate später kündigte Jonas seinen Job. Nicht um Mönch zu werden. Sondern um zu dienen. Er engagierte sich in einem Sozialprojekt. Zuerst mit kleinen Aufgaben – Essen verteilen, Zuhören. Dann begleitete er Geflüchtete zu Behörden, half bei Übersetzungen.

Erstaunlicherweise begegnete er Menschen mit exakt den Fragen, die er selbst einst hatte. Gott schenkte ihm Worte – keine großen Reden, sondern ruhige Sätze, die Herzen öffneten.

Er wurde ein Beter. Kein Theologe, kein Prediger – aber ein echter Fürsprecher. Wenn er betete, weinte er oft – nicht aus Schwäche, sondern aus Anteilnahme. Und Menschen merkten es.

🟥 Der brennende Alltag

Der Busch in der Unterführung brannte nicht mehr. Der Mülleimer war längst ersetzt worden. Aber das Feuer war geblieben – in ihm.

Er lebte bescheiden. Kein Ruhm, kein Applaus. Aber in den stillen Momenten spürte er, wie Gott mit ihm war. Wie Seine Gegenwart den Staub des Alltags heilig machte.

✅ Fazit

Gott ruft auch heute. Nicht im Tempel, nicht im Palast – sondern oft am Rand. Bei denen, die sich selbst nicht für würdig halten. Doch genau dort beginnt Berufung.

Ein brennender Busch in der Stadt. Eine Stimme im Lärm. Und ein Mensch, der antwortet.
Nicht mit Selbstbewusstsein – sondern mit Bereitschaft.