0 21 Minuten 5 Stunden

🟦 Einleitung

Die dritte Lektion beleuchtet den schwierigen Start von Moses Auftrag, Israel aus der Sklaverei zu befreien. Trotz klarer Anweisungen von Gott stößt Mose sofort auf Ablehnung – beim Pharao und sogar beim eigenen Volk. Was als Hoffnung begann, schlägt schnell in Frustration um. Mose zweifelt, klagt Gott an und fühlt sich überfordert. Doch gerade in dieser Spannung beginnt Gott, seine Macht und Treue sichtbar zu machen. Die Lektion erinnert uns: Auch wenn der Weg mit Gott herausfordernd ist, dürfen wir vertrauen, dass er ihn zu einem guten Ziel führt.

Lektion 3: Holpriger Beginn
📘  3.1 Wer ist der HERR?
Berufung inmitten von Widerstand – Gottes Wege sind nicht immer leicht, aber sicher

………………………………………………………………….

🟦 Einleitung

Die Frage des Pharao: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse?“ (2. Mose 5,2) hallt seit Jahrtausenden durch die Geschichte der Menschheit. Es ist keine ehrliche Anfrage eines neugierigen Herzens, sondern Ausdruck von Stolz, Ablehnung und Rebellion. Diese Frage steht symbolisch für die Haltung einer Welt, die Gott nicht anerkennen will. Sie ist ebenso aktuell im 21. Jahrhundert wie in den Tagen des Mose.

Was aber, wenn diese Frage heute jemand an dich richtet: „Kennst du den Herrn?“ Würdest du zögern? Oder würdest du mit Überzeugung sagen können: „Ja, ich kenne Ihn“ – und erklären, wer Gott für dich ist?

………………………………………………………………….

📖 BIBELSTUDIUM: Wer ist der HERR? (2. Mose 5,1–2)

🧱 Hintergrund und Kontext

2.Mose (Exodus) berichtet vom Auszug des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten – ein zentrales Thema des Alten Testaments und ein gewaltiges Bild für Erlösung und Befreiung. Kapitel 5 markiert den ersten öffentlichen Konfrontationspunkt zwischen dem beauftragten Mose und dem Pharao, der mächtigsten irdischen Autorität seiner Zeit.

Gott hatte Mose im brennenden Dornbusch berufen (2. Mose 3) und ihm offenbart, dass Er der „Ich bin, der Ich bin“ ist – JHWH, der ewige, selbstexistente Gott. Dieser Gott sendet Mose, um Pharao zu sagen:

„Lass mein Volk ziehen.“


📍 2. Mose 5,1–2

„Danach gingen Mose und Aaron hin und sprachen zum Pharao: So spricht der HERR, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, dass es mir ein Fest halte in der Wüste.“

1. „So spricht der HERR“

Mose kommt nicht im eigenen Namen. Er tritt als Bote Gottes auf, mit göttlicher Autorität. Diese Formulierung war in prophetischen Botschaften üblich – sie trägt Gewicht. Gott stellt Anspruch auf das Volk Israel:
„Mein Volk“ – nicht Pharaos Besitz, sondern Gottes Eigentum.

Anwendung: Wenn Gott spricht, geschieht es mit Autorität. Auch heute kommt sein Wort mit dieser göttlichen Kraft zu uns – durch die Bibel, durch den Heiligen Geist, durch Predigt. Wie reagieren wir darauf?

„Der Pharao antwortete: Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich kenne den HERRN nicht und will Israel auch nicht ziehen lassen.“

2. „Wer ist der HERR?“ – eine Frage des Stolzes, nicht des Suchens

Pharao stellt diese Frage nicht in ehrlicher Unkenntnis, sondern mit Verachtung. Er erkennt Gottes Autorität nicht an, weil er sie nicht kennt – und auch nicht kennenlernen will.

Diese Ablehnung ist doppelt bedeutungsvoll:

  • Persönlich: Er glaubt nicht an einen Gott, der über ihm steht.

  • Politisch: Israel zu entlassen würde bedeuten, Kontrolle und Macht aufzugeben.

3. „Ich kenne den HERRN nicht“

In der hebräischen Sprache bedeutet „kennen“ mehr als nur Information – es meint Beziehung, Anerkennung, Intimität. Der Pharao sagt sinngemäß: „Ich habe keine Beziehung zu diesem Gott, also muss ich ihm auch nicht gehorchen.“

Geistliche Wahrheit: Rebellion gegen Gott beginnt oft mit Gleichgültigkeit gegenüber seinem Wesen. Die moderne Welt sagt nicht immer direkt „Ich lehne Gott ab“, sondern „Ich brauche Gott nicht.“


🧠 Theologische Bedeutung: Wer ist JHWH?

Die Frage des Pharaos gibt uns Gelegenheit, tiefer einzusteigen:
Wer ist dieser „HERR“ (JHWH), von dem Mose spricht?

  • JHWH ist der heilige, persönliche Name Gottes (2. Mose 3,14).

  • Er ist ewig – kein Geschöpf, sondern der Ursprung alles Seins.

  • Er ist heilig – getrennt von der Welt, unberührbar von Sünde.

  • Er ist barmherzig – der Gott der Verheißung, der sein Volk befreien will.

  • Er ist allmächtig – seine Worte bringen Dinge in Existenz; seine Macht übertrifft die größten Reiche der Erde.

Gottes Name ist keine Information, sondern Offenbarung.

In der biblischen Theologie ist der Name Gottes Ausdruck seiner Wesenheit, Identität, Kraft und Treue.


🌍 Ägypten als Symbol weltlicher Rebellion

Im biblischen Denken wird Ägypten oft zum Symbol einer gottfeindlichen Weltordnung:

  • Jesaja 30,1–3: Israel sucht Hilfe in Ägypten statt bei Gott.

  • Offenbarung 11,8: „…wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde“ – sinnbildlich für geistliches Ägypten und Sodom.

  • Hesekiel 29,3: Pharao wird mit einem Drachen im Nil verglichen – Bild für Satan.

Das geistliche Prinzip: Der Geist Ägyptens lebt heute in Systemen und Herzen weiter, die sagen:
„Ich kenne den HERRN nicht – und ich will ihn auch nicht kennen.“


🧩 Verbindungen zum Neuen Testament

Johannes 17,3:
„Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“

  • Jesus selbst beantwortet die Frage des Pharaos.

  • Wer Gott erkennen will, muss Jesus Christus kennenlernen.

  • Ewiges Leben besteht nicht zuerst im Himmel, sondern in Beziehung mit Gott.


🔥 Geistliche Prinzipien aus 2. Mose 5

  1. Gottes Forderungen sind nicht verhandelbar. – Er verlangt Gehorsam, nicht Diskussion.

  2. Menschen lehnen Gott oft ab, weil sie ihn nicht kennen. – Daher ruft er zur Offenbarung und Beziehung.

  3. Wahre Freiheit beginnt mit der Erkenntnis Gottes. – Israel sollte nicht nur aus Ägypten befreit werden, sondern zu Gott hin geführt werden.

  4. Gott fordert Anbetung – nicht nur moralisches Verhalten. – „Lass mein Volk ziehen, damit es mir dient.“


🛠️ Anwendung im heutigen Leben

  1. Glaube ich wirklich an die Autorität Gottes – oder stelle ich mich manchmal wie der Pharao über sie?

  2. Bin ich bereit, Gott zu gehorchen, auch wenn es unbequem ist oder Kontrolle kostet?

  3. Wie reagiere ich auf Gottes Stimme in meinem Leben – mit Demut oder mit Ausreden?

  4. Bin ich ein Zeuge für Menschen, die Gott nicht kennen – durch mein Leben, meine Worte, meine Liebe?


📜 Zusammenfassung: Was lernen wir über Gott in diesem Text?

  • Gott ist der HERR – persönlich, mächtig, fordernd, treu.

  • Er ruft sein Volk heraus aus Gefangenschaft, aus Systemen, die ihn leugnen.

  • Er kämpft gegen jede Macht, die seine Herrschaft bestreitet.

  • Er offenbart sich, auch wenn Menschen ihn nicht kennen – aus Gnade.


📌 Schlüsselvers zum Auswendiglernen

2. Mose 5,2:
„Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse? Ich kenne den HERRN nicht.“

Lehre: Jeder Mensch steht irgendwann vor dieser Frage – und muss seine Antwort geben. Ewigkeit hängt daran.

………………………………………………………………….

📖 Antworten zu den Fragen

📌 Frage 1: Wie reagierte der Pharao auf Gottes Forderung „Lass mein Volk ­ziehen“ (siehe 2 Mo 5,1–2) und welche Bedeutung findet sich in ­dieser Reaktion?

📖 Biblische Antwort:

In 2. Mose 5,1–2 tritt Mose – zusammen mit Aaron – vor den Pharao mit einer klaren Botschaft:

„So spricht der HERR, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, dass es mir ein Fest halte in der Wüste.“

Doch der Pharao reagiert weder mit Furcht noch mit Ehrfurcht. Stattdessen antwortet er mit einer Mischung aus Verachtung, Hochmut und Ablehnung:

„Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich kenne den HERRN nicht und will Israel auch nicht ziehen lassen.“

Diese Antwort ist mehr als nur eine Zurückweisung eines Vorschlags – sie ist ein direkter Affront gegen Gott selbst. Pharao stellt zwei Aussagen in den Raum:

  1. „Wer ist der HERR?“
    – Eine rhetorische Frage, nicht aus Wissbegier, sondern aus Arroganz gestellt. Pharao kannte viele Götter – Ägypten war ein polytheistisches Land – aber YHWH, der Gott Israels, war ihm unbekannt. Doch statt Demut oder Offenheit zu zeigen, lehnt er diesen Gott ab, bevor er ihn überhaupt kennenlernt.

  2. „Ich kenne den HERRN nicht und will Israel auch nicht ziehen lassen.“
    – Hier zeigt sich die bewusste Ablehnung göttlicher Autorität. „Ich kenne ihn nicht“ bedeutet nicht nur „Ich habe keine Informationen“, sondern: „Ich erkenne ihn nicht als Autorität an, die mir Vorschriften machen kann.“

🔍 Theologische Bedeutung:

Diese Reaktion offenbart mehrere tiefere Ebenen geistlicher Wahrheit:

  • Widerstand gegen Gottes Herrschaft: Pharao war nicht bereit, irgendeine Autorität über sich selbst anzuerkennen. Als König Ägyptens galt er sogar selbst als göttlich. Die Forderung Gottes stellte seine Macht direkt infrage.

  • Symbol für menschliche Rebellion: Pharao steht stellvertretend für das Herz des natürlichen Menschen – stolz, unabhängig, rebellisch. Diese Haltung zieht sich durch die ganze Menschheitsgeschichte: Der Mensch will sein eigener Gott sein (vgl. 1. Mose 3).

  • Ein Typus für das gottlose System der Welt: Ägypten wird in der Bibel oft als Bild für das Weltsystem benutzt – eine Welt, die Gott ignoriert oder bekämpft. Offenbarung 11,8 vergleicht symbolisch die Welt, die Christus gekreuzigt hat, mit Ägypten.

„Dies ist Atheismus, und das Land, das durch Ägypten sinnbildlich dargestellt wird, leugnet den lebendigen Gott auf ähnliche Weise und zeigt den gleichen ungläubigen und herausfordernden Geist“ (VSL 246).

🔥 Geistliche Anwendung:

Diese Reaktion des Pharaos erinnert uns daran, dass auch heute viele Menschen fragen:

  • „Wer ist Gott, dass ich auf ihn hören sollte?“

  • „Warum sollte ich mein Leben nach alten religiösen Regeln ausrichten?“

Die Antwort ist: Weil Gott der Schöpfer und Herr über alles ist, und weil sein Wille Leben bringt – während menschlicher Stolz Zerstörung und Gericht nach sich zieht. Pharao erlebte letztlich die Macht Gottes in Form der zehn Plagen – doch sein Herz blieb bis zuletzt hart.

Lehre für uns heute:
Wer Gottes Stimme ignoriert, wird Ihn früher oder später durch Gericht oder Niederlage kennenlernen. Doch wer sich in Demut öffnet, erlebt Befreiung, Führung und Leben.


📌 Frage 2: Was würdest du antworten, wenn dich jemand fragt: „Kennst du den Herrn?“ Wenn du mit „Ja“ antworten würdest, wie würdest du ihn beschreiben und warum?

🙋‍♂️ Persönliche Antwort:

Wenn mich jemand fragt: „Kennst du den Herrn?“, würde ich mit ganzem Herzen sagen:

„Ja – ich kenne Ihn. Nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen. Nicht nur aus Büchern, sondern aus Begegnungen. Nicht nur als Konzept, sondern als Realität.“

Ich kenne Ihn als:

  • Vater, der mich trotz meiner Fehler liebt und annimmt.

  • Erlöser, der mein Leben durch Jesus Christus erkauft hat – nicht mit Silber oder Gold, sondern mit seinem Blut.

  • Freund, der mir in dunklen Stunden nahe war, als niemand sonst es war.

  • König, der regiert, auch wenn die Welt im Chaos zu versinken scheint.

  • Lehrer, der mich durch sein Wort führt, erzieht, überführt und tröstet.

  • Heiliger Geist, der mich erfüllt, leitet, stärkt und verändert – Tag für Tag.

📜 Biblischer Bezug:

„Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Johannes 17,3)

Gott zu kennen ist mehr als Religion – es ist Beziehung, Verbindung, Leben. In der Bibel bedeutet „kennen“ (hebr. yada) nicht nur verstandesmäßiges Wissen, sondern tiefe, persönliche Erfahrung.

Ich kenne Gott nicht, weil ich gut bin, sondern weil Er sich offenbart hat:

  • Durch sein Wort – lebendig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert (Hebr 4,12).

  • Durch Jesus Christus – das vollkommene Bild Gottes (Kol 1,15).

  • Durch persönliche Erfahrungen mit seiner Gnade und Treue.

🔍 Warum ich ihn so beschreibe:

Weil ich ihn erlebt habe:

  • In Momenten der tiefen Schuld – als er mich nicht verdammt hat, sondern vergab.

  • In Zeiten der Angst – als er Frieden schenkte, der nicht von dieser Welt ist.

  • In Schwäche – als seine Kraft in meiner Schwachheit vollkommen wurde (2. Kor 12,9).

  • In Entscheidungssituationen – als sein Geist mich leitete, wo ich keine Antwort wusste.

  • In Gemeinschaft – wenn Menschen voller Liebe, Güte und Wahrheit in seinem Namen handeln.

✝️ Was bedeutet es, Gott zu kennen?

  • Nicht nur über Ihn reden, sondern mit Ihm reden.

  • Nicht nur über Ihn lesen, sondern Ihn erleben.

  • Nicht nur an Ihn glauben, sondern ihn lieben, ehren und ihm vertrauen – mit ganzem Herzen.

Wenn ich sage „Ich kenne den Herrn“, dann meine ich:
Ich gehöre Ihm. Und Er gehört mir.

………………………………………………………………….

Geistliche Prinzipien

  1. Gott offenbart sich denen, die ihn suchen – und widersteht denen, die ihn stolz ablehnen.

  2. Der Geist des Pharao lebt auch heute noch – in Systemen, Regierungen und Herzen, die Gottes Autorität leugnen.

  3. Die Frage „Wer ist der HERR?“ offenbart den wahren Zustand eines Herzens.

  4. Gott möchte nicht nur gehorcht, sondern erkannt und geliebt werden.

………………………………………………………………….

🧩 Anwendung im Alltag

Wir begegnen Menschen, die fragen: „Gibt es überhaupt einen Gott?“ oder „Warum sollte ich an etwas glauben, das ich nicht sehe?“ In diesen Momenten stehen wir wie Mose vor dem Pharao – vielleicht nicht vor einem König, aber vor Menschen mit ähnlich stolzen Herzen.

Dein Zeugnis, dein Leben, deine Reaktion auf Leid und Segen – all das kann ihnen zeigen, wer der HERR ist.

Stell dir die Frage: Widerspiegele ich einen Gott, der lebendig ist, heilig ist, gnädig ist?

………………………………………………………………….

Fazit

Der Pharao fragte voller Trotz: „Wer ist der HERR?“
Diese Frage wurde für ihn zur Verhängnis.

Doch dieselbe Frage kann für uns – und für viele Menschen heute – zur Tür werden, durch die wir Gott erkennen und das ewige Leben empfangen.
Denn wie Jesus sagte:

„Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Johannes 17,3).

………………………………………………………………….

💭 Gedanke des Tages

„Der größte Irrtum eines Menschen ist nicht, dass er an Gott zweifelt – sondern dass er ihn bewusst ignoriert.“

………………………………………………………………….

✍️ Illustration – Wer ist der HERR?

Eine Geschichte über Kontrolle, Zweifel und göttliche Begegnung im 21. Jahrhundert


Kapitel 1: Der König des Glassturms

Er war ein Mann, den man kannte – oder fürchtete.
Vincent Delmar, 52, war CEO eines milliardenschweren Energiekonzerns in Frankfurt. Er herrschte über ein Unternehmen, das sich über Kontinente erstreckte, Rohstoffe kontrollierte und politische Entscheidungen mitprägte. In der Businesswelt wurde er „der König des Glassturms“ genannt – wegen seines futuristischen Hauptsitzes aus Stahl und Glas, das wie eine Festung über der Stadt thronte.

Vincent glaubte an Effizienz, Macht und Kontrolle. Nicht an Gott.

Religion? Ein alter Aberglaube.
Gott? Ein psychologisches Konstrukt.
Glaubende Menschen? Schwach.

„Ich bin mein eigener Herr“, sagte er einmal in einem Interview.
Und er glaubte es wirklich.


Kapitel 2: Die Störung

Eines Montags wurde er informiert, dass sich in einem der Tochterwerke Streiks formierten – ausgerechnet in der Afrika-Niederlassung, in der Region Nuba im Sudan. Dort hatte der Konzern seit Jahren eine Kupfermine. Arbeiter legten die Arbeit nieder. Es ging angeblich um unmenschliche Bedingungen, Umweltprobleme – und einen neuen Anführer.

Ein Mann namens Musa – ein ehemaliger Ingenieur, nun Aktivist und Christ.

Ein interner Bericht lag auf Vincents Schreibtisch. Ganz oben stand das Zitat, das Musa den Werksleitern gesagt hatte:

„So spricht der HERR, der Gott der Gerechtigkeit: Lass mein Volk gehen, dass es ihm gut gehe, dass es leben und nicht sterben.“

Vincent lehnte sich zurück. Er war genervt.
„Wer ist dieser ‚Herr‘?“, murmelte er.

Und dann sagte er es laut – fast wie der Pharao einst:

„Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse? Ich kenne diesen Gott nicht – und ich werde diese Leute nicht gehen lassen.“


Kapitel 3: Der Riss im Fundament

Was wie ein kleiner Konflikt begann, wurde schnell ein Sturm.
Presseberichte. Skandale. Whistleblower.
E-Mails tauchten auf, die interne Vertuschungen zeigten.

Und dann: ein Anschlag.
Ein Teil der Mine stürzte ein. Menschen starben. Unter ihnen Musa.

Vincent wurde nicht angeklagt – seine Anwälte sorgten dafür. Doch innerlich begann etwas zu bröckeln.

Die Nacht nach der Nachricht vom Tod Musas verbrachte er allein in seinem Penthouse. Kein Schlaf. Kein Trost. Nur eine tiefe, unerklärliche Unruhe.


Kapitel 4: Die Frage

Drei Wochen später klingelte es an seiner Tür.
Ein junger Mann, etwa 30, stand draußen. Er war schlank, trug einfache Kleidung. In der Hand eine kleine Bibel.

„Mein Name ist Yohannes, ich war ein Freund von Musa. Er hat mir gesagt, ich soll Ihnen das geben, falls er je… nicht mehr zurückkommt.“

Vincent wollte ihn abwimmeln, aber etwas hielt ihn zurück.
Yohannes reichte ihm ein handgeschriebenes Blatt.

Darauf stand:

„Vincent, wenn du das liest, bin ich vielleicht tot.
Ich weiß, du wirst denken, dass du gewonnen hast.
Aber ich habe gebetet – für dich.
Nicht dass du verlierst, sondern dass du den Herrn erkennst.
Ich meine nicht irgendeinen Gott.
Ich meine den HERRN – den ich kannte.
Ich bin seinem Ruf gefolgt, genau wie Mose einst.
Du hast wie Pharao reagiert.
Doch ich hoffe, dein Herz bleibt nicht wie das des Pharao.
Frag dich: Kennst du den Herrn?“

Yohannes wartete nicht auf eine Antwort. Er nickte freundlich und ging.


Kapitel 5: Der Wandel

Die Worte ließen Vincent nicht mehr los.

Er begann zu lesen. Erst zögerlich, dann mit wachsendem Hunger.
Zuerst das Buch 2. Mose. Dann das Evangelium nach Johannes. Dann die Psalmen.

Er las von einem Gott, der nicht schweigt.
Von einem Gott, der befreit.
Von einem Gott, der sich offenbart – selbst einem stolzen Pharao.

Er erinnerte sich an eine Szene aus 2. Mose 5:

„Ich kenne den HERRN nicht und will Israel auch nicht ziehen lassen.“

Und er erkannte:
Das war ich. Das bin ich.

In einer Nacht voller Tränen – das erste Mal seit Jahren – kniete er sich auf den kalten Boden seines Wohnzimmers und betete:

„Herr… wenn es dich gibt… wenn du wirklich der bist, den sie den ‚Ich bin‘ nennen…
dann zeig dich mir. Ich will dich kennen. Ich will dich gehorchen.
Ich will nicht länger der Herr meines Lebens sein.“


Kapitel 6: Der neue Weg

Zwei Jahre später war Vincent nicht mehr CEO.
Er hatte den Konzern verlassen, den Großteil seines Vermögens in Projekte zur Umweltwiederherstellung und soziale Gerechtigkeit gesteckt – nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe.

Er reiste nach Afrika, besuchte die Familien der Opfer – und das Grab von Musa.
Dort sagte er laut:

„Jetzt kenne ich den Herrn.“


Epilog: Die Begegnung

Ein Journalist traf Vincent bei einer Veranstaltung für Menschenrechte.
Er fragte: „Wie kann ein Mensch wie Sie, mit Ihrer Macht, plötzlich so glauben?“

Vincent lächelte.
„Wissen Sie, früher war ich wie der Pharao:
‚Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse?‘
Heute weiß ich es besser.

Ich kenne Ihn.
Er ist der Gott, der mich gerufen hat, obwohl ich weggelaufen bin.
Er ist der Gott, der mich gewarnt hat, als ich taub war.
Er ist der Gott, der mich verändert hat, als ich zerbrochen war.
Und jetzt ist Er der Herr meines Lebens.“