Lektion 3.Holpriger Beginn | 3.5 Wie Gott zum Pharao | DAS 2. BUCH MOSE | LEBENDIGES GLAUBENSLEBEN

⛪ Lektion 3: Holpriger Beginn
📘 3.5 Wie Gott zum Pharao
✨ Gott befähigt, wen er beruft – auch trotz Ausreden
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1.🟦 Einleitung
Die Geschichte von Mose, wie sie in 2. Mose 6,28–7,7 erzählt wird, ist eine zutiefst menschliche und zugleich göttlich inspirierte Begebenheit. Sie zeigt uns einen Berufenen Gottes, der mit seiner eigenen Schwäche ringt, mit seiner Angst vor dem Scheitern und seiner Unsicherheit, ob er dem Auftrag Gottes gewachsen ist. Mose, der große Anführer Israels, war nicht immer mutig. Im Gegenteil – er war ein Mann voller Zweifel. Doch Gott begegnet ihm nicht mit Tadel, sondern mit Gnade, Geduld und klarer Führung. Diese Geschichte fordert uns heraus, uns zu fragen: Wo drücken wir uns vor dem, was Gott von uns will? Welche Ausreden gebrauchen wir, um seiner Stimme nicht folgen zu müssen?
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2.📖 Bibelstudium zu 2. Mose 6,28–7,7
Thema: Berufung trotz Schwäche – Wenn Gott spricht, zählt unsere Ausrede nicht
1. Kontext und Einordnung
Der Text 2. Mose 6,28–7,7 gehört zur Einleitung des großen Befreiungsdramas, das sich im restlichen Buch Exodus entfaltet. Das Volk Israel lebt in Knechtschaft unter dem Pharao von Ägypten. Mose ist von Gott als Befreier berufen, aber voller Zweifel und innerem Widerstand. Bereits in Kapitel 3 und 4 hatte Mose seine Berufung am Dornbusch erhalten, aber seine Antwort lautete fünfmal: „Ich kann nicht“. Und auch hier in Kapitel 6 ist der Widerstand noch nicht überwunden.
Kapitel 6,28–30 wiederholt inhaltlich einen bereits genannten Punkt: Mose weist erneut auf seine „unbeschnittenen Lippen“ hin – ein hebräischer Ausdruck für mangelnde rhetorische Fähigkeit oder symbolisch für Unreinheit und Unvollkommenheit. Dieser Einschub betont nochmals Moses innere Unsicherheit, bevor in Kapitel 7 die Handlung wieder voranschreitet.
2. Vers-für-Vers-Erklärung
Vers 28–30:
„Und es geschah am Tag, da der HERR mit Mose redete im Land Ägypten, da sprach der HERR zu Mose: Ich bin der HERR; sage dem Pharao, dem König von Ägypten, alles, was ich dir sage. Mose aber sprach vor dem HERRN: Siehe, ich habe unbeschnittene Lippen; wie sollte denn der Pharao auf mich hören?“
Diese Verse wirken wie ein Rückgriff, eine Wiederholung von Kapitel 6,12. Die Betonung liegt auf Moses fortdauerndem Widerstand. Seine Argumentation ist: Wenn selbst die Israeliten (6,9) nicht auf mich hören – wie soll dann der mächtige Pharao auf mich hören?
Der Begriff „unbeschnittene Lippen“ verweist auf Moses Gefühl von Unreinheit, Unwürdigkeit und fehlender Ausrüstung. Er erkennt seine Begrenzungen – und darin liegt eine geistliche Stärke. Aber er verwechselt sie mit einem Grund zur Untätigkeit.
Kapitel 7,1:
„Da sprach der HERR zu Mose: Siehe, ich habe dich dem Pharao zum Gott gesetzt, und Aaron, dein Bruder, soll dein Prophet sein.“
Gottes Antwort ist eine tiefgreifende theologische Erklärung. Er setzt Mose in eine repräsentative Rolle, wie ein Gott dem Pharao gegenüber. Nicht, dass Mose Gott selbst ist, sondern dass er als Stellvertreter Gottes spricht und handelt, mit Autorität und Vollmacht.
Diese Struktur erinnert an ein göttliches Kommunikationsmodell:
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Gott → Mose (Empfang der Offenbarung)
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Mose → Aaron (Weitergabe der Botschaft)
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Aaron → Pharao (Verkündung an die Welt)
Das ist genau die Definition eines biblischen Propheten: ein Sprachrohr Gottes, nicht in eigener Sache sprechend, sondern als Übermittler göttlicher Wahrheit. Damit wird auch das spätere Prophetenverständnis in Israel begründet (z. B. Jeremia, Jesaja).
Vers 2–3:
„Du sollst alles reden, was ich dir gebiete, und dein Bruder Aaron soll zum Pharao reden, dass er die Kinder Israel aus seinem Land ziehen lasse. Aber ich will das Herz des Pharao verhärten und viele Zeichen und Wunder im Land Ägypten tun.“
Jetzt folgt eine theologische Spannung: Gott selbst will das Herz des Pharao verhärten. Dieses Thema zieht sich durch das gesamte Exodus-Geschehen – insgesamt wird zehnmal gesagt, dass Gott das Herz verhärtet, und etwa zehnmal, dass der Pharao selbst sein Herz verhärtet. Beide Perspektiven sind wichtig.
Was bedeutet das?
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In biblischer Sicht ist das Herz nicht nur Sitz der Gefühle, sondern auch des Willens.
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Gottes Verstockung ist gerichtlich – der Pharao hatte die Freiheit, sich zu beugen, tat es aber nicht.
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Gott gebraucht seinen Starrsinn, um seine Macht durch Zeichen und Wunder zu zeigen.
Dieses Thema verweist auf die Frage von menschlicher Verantwortung und göttlicher Souveränität – eine Spannung, die auch im Neuen Testament (z. B. Römer 9) aufgegriffen wird.
Vers 4–5:
„Und der Pharao wird nicht auf euch hören, und ich werde meine Hand an Ägypten legen und mein Heer, mein Volk, die Kinder Israel, aus dem Land Ägypten führen durch große Gerichte. Und die Ägypter sollen erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecke und die Kinder Israel aus ihrer Mitte herausführe.“
Hier sehen wir Gottes Ziel: Er will erkannt werden.
Das wiederkehrende Motiv „damit sie erkennen, dass ich der HERR bin“ zieht sich durch ganz Exodus. Gott offenbart sich nicht nur Israel, sondern auch den Heidenvölkern, selbst durch Gericht. Seine Zeichen und Wunder sind nicht willkürlich, sondern zielgerichtet: Gottes Herrlichkeit soll erkannt werden – sogar inmitten von Widerstand.
Der Begriff „große Gerichte“ bezeichnet hier die kommenden zehn Plagen. Diese sind keine bloße Strafe, sondern eine Entlarvung ägyptischer Götter (vgl. 2. Mose 12,12). Gott demonstriert seine Überlegenheit über jede falsche Macht.
Vers 6–7:
„Und Mose und Aaron taten es; wie der HERR ihnen geboten hatte, so taten sie. Und Mose war 80 Jahre alt und Aaron 83 Jahre alt, als sie mit dem Pharao redeten.“
Diese abschließenden Verse betonen den Gehorsam von Mose und Aaron. Trotz aller inneren Kämpfe taten sie, was Gott ihnen geboten hatte. Ihr Alter zeigt außerdem: Berufung kennt kein Ablaufdatum. Gott kann auch im hohen Alter neue Aufgaben geben.
Zusammenfassung theologischer Lehren:
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Gott ruft uns trotz Schwächen.
– Unsere Unvollkommenheit ist kein Hindernis für Gottes Berufung, sondern oft der Raum, in dem seine Kraft wirkt. -
Gott verwendet Menschen im Team.
– Mose hatte Aaron. Auch heute beruft Gott uns nicht isoliert, sondern als Teil eines Leibes. -
Gott erwartet Gehorsam – nicht Perfektion.
– Mose war gehorsam, obwohl er Angst hatte. Glaube zeigt sich nicht im Gefühl, sondern in der Tat. -
Gott offenbart sich selbst in allen Situationen.
– Selbst im Gericht offenbart er seine Herrlichkeit. Alles, was Gott tut, dient der Erkenntnis seiner Person. -
Gott ist souverän – auch über menschlichen Widerstand.
– Er kann sogar Härte und Widerspruch nutzen, um seinen Plan zu erfüllen.
📌 Studienimpuls:
Lies auch 2. Korinther 4,7:
„Wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns.“
Dieses Neue Testamentliche Prinzip spiegelt sich direkt in der Berufung Mose wider. Wir, wie Mose, sind zerbrechliche Gefäße – aber Gott füllt uns mit seiner Kraft und sendet uns trotzdem.
📝 Nimm dir Zeit, die Parallelen zwischen Mose und deinem eigenen Glaubensleben zu entdecken. Welche „Ausrede“ blockiert dich? Und wie könnte Gottes Zusage dich dazu bewegen, trotzdem zu handeln?
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3.📖 Antworten zu den Fragen
📌 Frage 1: Lies 2. Mose 6,28–7,7. Wie geht der Herr mit Moses Einwand um?
Gott begegnet Mose nicht mit Zorn oder Ungeduld, sondern mit Gnade, Verständnis und einer durchdachten Lösung. Mose bringt zum wiederholten Mal seine Unsicherheit zum Ausdruck – diesmal in der Formulierung: „Ich habe unbeschnittene Lippen“ (2. Mose 6,30). Dieser Ausdruck bedeutet im hebräischen Sprachgebrauch, dass jemand unfähig oder ungeeignet ist zu sprechen, was bei Mose wahrscheinlich eine Mischung aus mangelnder Redefähigkeit, Unsicherheit und innerem Widerstand darstellt. Es ist der gleiche Einwand, den er bereits bei seiner Berufung am Dornbusch geäußert hatte (2. Mose 4,10).
Bemerkenswert ist, wie Gott auf diesen Einwand eingeht. Anstatt Moses Berufung zurückzunehmen oder ihn zu tadeln, stellt Gott ihm Aaron zur Seite – nicht, um Moses Unzulänglichkeit zu übergehen, sondern um sie zu ergänzen. Aaron wird als Sprecher fungieren, Mose als der Träger der göttlichen Offenbarung. Das zeigt: Gott arbeitet mit unseren Schwächen, nicht gegen sie. Er erwartet von uns nicht Selbstsicherheit, sondern Vertrauen und Gehorsam.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass Gott Mose „zum Gott für den Pharao“ einsetzt (7,1). Das bedeutet nicht, dass Mose göttlich wäre, sondern dass er eine repräsentative Funktion innehat – er wird Gottes Autorität vor dem Pharao verkörpern. Aaron wird in diesem Beziehungsgeflecht zum Propheten, also zum Sprachrohr. Hier wird eine grundlegende theologische Struktur der Prophetie eingeführt: Der Prophet spricht nicht in eigenem Namen, sondern im Auftrag und mit der Vollmacht Gottes.
Gleichzeitig bleibt Gott realistisch. Er verheißt keinen sofortigen Erfolg. Er kündigt an, dass der Pharao sein Herz verhärten wird. Das bedeutet, dass der Prozess langwierig, hart und emotional belastend sein wird. Doch Gott verheißt auch, dass am Ende ein tieferes Ziel erreicht wird: Die Ägypter sollen erkennen, dass Gott der HERR ist (7,5). Selbst im Widerstand und im Gericht wirkt Gott zum Zweck der Offenbarung seiner Herrlichkeit.
Zusammenfassend zeigt sich:
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Gott überfordert Mose nicht, sondern begleitet ihn.
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Gott ersetzt seine Schwäche nicht, sondern stellt ihm Hilfe zur Seite.
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Gott gebraucht sogar menschliche Härte (Pharao) für ein höheres Ziel.
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Gott bleibt souverän und handelt zu seiner Verherrlichung – auch durch Menschen, die zweifeln und kämpfen.
📌 📖 Frage 2: Mose gingen die Ausreden aus, mit denen er Gottes Auftrag ausweichen wollte. Welche Ausreden benutzen wir, um das zu umgehen, von dem wir wissen, dass es Gott von uns möchte?
Die Ausreden, die Mose benutzt hat, klingen uns erstaunlich vertraut. Vielleicht sind sie die gleichen, die wir selbst heute gebrauchen. Wir alle kennen Situationen, in denen wir den Eindruck haben, dass Gott etwas von uns möchte – sei es ein Dienst in der Gemeinde, ein klärendes Gespräch, ein öffentlicher Glaubensschritt oder das Eintreten für Gerechtigkeit. Doch wir zögern. Und wir finden oft gute Gründe, warum wir nicht handeln können – oder wollen.
Hier sind einige der häufigsten „modernen Mose-Ausreden“:
😔 1. „Ich bin nicht gut genug.“
– Wie Mose sagen wir: „Ich kann nicht reden“, oder: „Ich bin nicht gebildet genug.“ Diese Ausrede wurzelt in einem verzerrten Selbstbild. Wir vergleichen uns mit anderen und kommen immer zu dem Schluss: Die anderen sind fähiger. Doch Gottes Berufung beruht nicht auf unseren Fähigkeiten, sondern auf seiner Auswahl.
➡ Gottes Antwort: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Korinther 12,9).
🙉 2. „Die hören sowieso nicht auf mich.“
– Diese Ausrede basiert auf einer vorweggenommenen Ablehnung. Mose fürchtete, dass der Pharao ihn ignorieren würde. Auch wir scheuen das Risiko des Scheiterns. Wir wollen keine Zurückweisung erleben, also reden wir uns ein, dass unser Einsatz nichts bewirken würde.
➡ Gottes Antwort: „Verkünde das Wort – es wird nicht leer zurückkehren“ (Jesaja 55,11).
🕰️ 3. „Ich bin zu beschäftigt.“
– In unserer Zeit vielleicht die häufigste Ausrede. Zwischen Beruf, Familie, Hobbys und Alltag meinen wir, keine Zeit für Gottes Auftrag zu haben. Aber diese Ausrede offenbart oft eine Prioritätenfrage – und nicht ein tatsächliches Zeitproblem.
➡ Gottes Antwort: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes …“ (Matthäus 6,33).
🙅♂️ 4. „Das ist nicht meine Aufgabe – jemand anders soll es machen.“
– Mose wollte die Aufgabe gerne jemand anderem überlassen (2. Mose 4,13: „Sende, wen du senden willst“). Auch heute hoffen wir oft, dass ein „Berufenerer“ es übernimmt. Doch Gott spricht dich an, nicht jemand anderen.
➡ Gottes Antwort: „Ich bin bei dir – geh hin!“ (Richter 6,14–16, Berufung Gideons).
💔 5. „Ich bin zu verletzt / schwach / voller Zweifel.“
– Manchmal halten uns unsere eigenen biografischen Lasten davon ab, Gott zu dienen. Vielleicht haben wir versagt, sind enttäuscht worden oder fühlen uns gebrochen. Doch gerade darin liegt das Evangelium: Gott beruft nicht die Starken, sondern die Zerbrochenen.
➡ Gottes Antwort: „Ein zerbrochenes Herz wirst du nicht verachten“ (Psalm 51,19).
Fazit zur Frage:
Wie bei Mose gehen uns vielleicht irgendwann die Ausreden aus – aber nie Gottes Geduld. Er lässt sich auf unsere Schwäche ein, nicht um sie zu belassen, sondern um uns darin zu begegnen. Wenn wir Gottes Stimme hören, dürfen wir vertrauen, dass er den Weg bereitet, auch wenn wir ihn noch nicht sehen.
Statt Ausreden zu suchen, dürfen wir uns folgende Frage stellen:
🔎 Was könnte Gott Großes durch mich tun – wenn ich endlich bereit wäre, ihm zu vertrauen?
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✨ Geistliche Prinzipien
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Gott beruft trotz unserer Schwächen. Unsere Unzulänglichkeiten disqualifizieren uns nicht – sie sind oft der Ort, wo Gottes Kraft sichtbar wird (vgl. 2. Korinther 12,9).
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Gott sendet nie allein. Mose bekam Aaron zur Seite – Gott gibt auch uns Menschen, die uns ergänzen und ermutigen.
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Gehorsam ist wichtiger als Fähigkeit. Mose hatte Angst, aber er ging. Glaube zeigt sich im Gehorsam, nicht in Perfektion.
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Widerstand gehört zum Weg. Der Pharao würde sich hartnäckig widersetzen. Auch in unserem Leben bedeutet Berufung nicht immer einfache Wege – aber Gott hat alles unter Kontrolle.
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Gottes Ziel ist immer Offenbarung seiner Herrlichkeit. Auch wenn Menschen Gottes Botschaft ablehnen, wird sein Name geehrt werden.
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🧩 Anwendung im Alltag
Wie oft sagen wir innerlich „Nein“, wenn Gott uns zu einem Dienst ruft? Vielleicht ist es das Gespräch mit einem Arbeitskollegen über den Glauben, die Mitarbeit in der Gemeinde oder ein soziales Projekt, das dir aufs Herz gelegt wurde. Die Ausrede „Ich kann das nicht“ ist menschlich, aber nicht final. Suche dir Menschen, die dich unterstützen – wie Mose Aaron hatte. Und erinnere dich: Gott verlangt nicht, dass du alles kannst – nur dass du gehst.
Frage dich diese Woche:
– Wo habe ich bisher Nein gesagt, obwohl Gott mich gerufen hat?
– Welcher Mensch könnte mein „Aaron“ sein – mein Helfer, mein Sprecher, mein Ermutiger?
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✅ Fazit
Die Berufung Moses zeigt, dass Gott sich Menschen auswählt, die zweifeln, zaudern und Fehler machen – solange sie bereit sind zu gehorchen. Unsere Berufung heute ist nicht weniger bedeutend. Gott sucht Herzen, die willig sind, sich senden zu lassen. Die Geschichte von Mose erinnert uns: Auch wenn wir nicht stark sind, Gott ist es. Und in unserer Schwachheit wird seine Stärke vollkommen.
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💭 Gedanke des Tages
Gott sucht keine perfekten Werkzeuge – er sucht willige Herzen. Deine Schwäche ist kein Hindernis, sondern der Ort, wo seine Gnade wirkt.
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8.✍️ Illustration – „Der Ruf auf dem Bahnsteig“
Kapitel 1 – 🌅 Unruhe am Morgen
Die Morgensonne brannte bereits auf den gläsernen Bahnhof von Chengdu, als Wei, ein stiller, zurückhaltender Mathematiklehrer Mitte dreißig, wie jeden Tag auf seinen Zug wartete. In seiner Hand hielt er eine dampfende Tasse grünen Tees. Es war ein normaler Tag. Und doch nicht.
Seit Wochen hatte er dieses Ziehen im Herzen – ein Gefühl, das er nicht abschütteln konnte. Immer wieder war da dieser Gedanke:
„Sprich mit Jian.“
Er hatte es ignoriert, dann mit Logik bekämpft, dann verdrängt. Doch der Gedanke kam zurück, stärker als zuvor. Und schlimmer noch: Ein Traum hatte ihn verfolgt. Im Traum stand Wei allein in einer weiten Steppe, und eine Stimme sprach:
„Du sollst zu Jian sprechen. Ich will ihn senden.“
Kapitel 2 – 🤐 Die Ausreden
Wei hatte viele Argumente gegen diesen Auftrag. Schließlich lebte er in einem Land, wo christlicher Glaube zwar nicht verboten war, aber sehr zurückhaltend praktiziert wurde. Er wollte kein Aufsehen erregen – und schon gar nicht riskieren, seinen Job zu verlieren.
Er sagte sich:
„Ich bin nicht der Richtige.“
„Ich bin nicht mutig.“
„Ich bin nicht eloquent.“
„Jian braucht mich nicht – er ist jünger, stärker, mutiger.“
Doch wie bei Mose in 2. Mose 6, blieben ihm irgendwann die Ausreden aus. Der Gedanke verließ ihn nicht. Und jedes Mal, wenn er Gott sagte: „Ich kann nicht“, schien die Antwort leise, aber bestimmt:
„Ich bin mit dir.“
Kapitel 3 – 🚉 Entscheidung auf Gleis 3
An einem Donnerstagmorgen stand Wei wie gewöhnlich am Gleis 3. Als sein Zug einfuhr, stieg er beinahe mechanisch auf. Da fiel sein Blick an das andere Ende des Bahnsteigs: Jian.
Wei erstarrte.
Der Moment war da.
Die Zugtüren piepsten. Die Menschen drängten hinein. Wei stand auf der Schwelle – zwischen seinem sicheren, gewohnten Leben und dem Schritt in den Gehorsam.
Er trat zurück.
Der Zug fuhr ab – ohne ihn.
Mit zitterndem Herzen ging er zu Jian.
„Guten Morgen“, sagte er leise.
„Ich… ich weiß, das klingt merkwürdig. Aber ich glaube, ich soll dir etwas sagen.“
Kapitel 4 – 💬 Worte zur rechten Zeit
Wei kämpfte mit seinen Worten, aber sie kamen:
„Ich glaube, Gott will, dass du etwas tust. Dass du einen Schritt wagst. Und ich soll dir sagen: Du bist bereit.“
Jian war still. Tränen stiegen ihm in die Augen. Nach einer langen Pause sagte er:
„Letzte Nacht habe ich gebetet. Ich habe gesagt: Gott, ich weiß, dass ich mich zu dir bekennen soll – vor meinen Schülern, vor meiner Familie. Aber ich habe solche Angst. Ich bat Gott um ein Zeichen. Und jetzt kommst du.“
Wei war überwältigt. Er hatte nur gehorcht. Keine große Rede, kein Wunder – nur ein einfacher Satz im Vertrauen auf Gott. Doch es war genau das, was gebraucht wurde.
Kapitel 5 – 🌱 Kleine Schritte, große Wirkung
In den Wochen darauf begann Jian sich zu verändern. Er wurde offener, sprach mutig über seinen Glauben. Bald wurde er gefragt, ob er eine Schülergruppe leiten wolle – und sagte Ja. Was klein begann, wurde größer: Aus der Gruppe entstand eine kleine Hausgemeinde. Jugendliche kamen zum Glauben, Bibeln wurden weitergegeben, Herzen wurden berührt.
Und immer wieder sagte Jian:
„Ich war wie Mose – voller Zweifel. Aber Gott schickte mir einen Aaron: einen stillen Mathematiklehrer, der den Mut hatte, einfach zu gehorchen.“
Kapitel 6 – 🔥 Der brennende Alltag
Wei kehrte zu seinem Alltag zurück. Er wurde kein Evangelist, kein Prediger – er blieb Lehrer. Aber etwas in ihm war verändert. Er wusste jetzt:
Gott gebraucht stille Menschen. Auch Zweifler. Auch Zögernde.
Manchmal braucht es keinen großen Plan. Nur Gehorsam im richtigen Moment.
Kapitel 7 – ✨ Was bleibt
Jahre später sah Wei zufällig eine Nachricht von Jian auf einem christlichen Netzwerk:
„Vor fünf Jahren sprach ein stiller Mann Gottes Wort zu mir auf einem Bahnsteig in Chengdu. Heute leite ich mit Gottes Hilfe eine kleine Gemeinde. Alles begann mit einem Satz. Wer auch immer du bist – danke.“
Wei lächelte still. Er erinnerte sich an die Stimme, an den Traum, an den Bahnhof. Und er wusste:
Gott spricht. Und wenn wir hören – dürfen wir gehen.
✅ Fazit der Geschichte
So wie Gott Mose trotz seiner Schwäche gebrauchte, gebrauchte er Wei – einen ruhigen Lehrer in Asien. Die Geschichte zeigt, dass Gott in jeder Kultur, jedem Land und jedem Alltag wirkt. Es braucht keine perfekten Menschen – es braucht hörende Herzen und gehorsame Schritte.